Alpenveilchen - Gartensinn

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Alpenveilchen
Botanisch: Cyclamen hederifolium und Cyclamen coum
Besonderheit: Winterblüte

Ich hätte es nicht geglaubt. Aber – nun bin ich gläubig. Denn – die ganz Kleinen haben mich gelehrt, nach dem Großen zu suchen.
Da stehen die Kleinen in der Kälte. Sie möchten sich ankuscheln an den Olivio-Stamm. Aber der hat mit sich zu tun. Er muss sich als Mediterraner in die nordeuropäischen Kälte fügen. Ich hab es ihm verordnet. Zu Füßen des Großen trotzen nun die kleinen Alpenveilchen dem Frost. Im Fachhandel habe ich sie gekauft. Gar herzig. Herzförmig sind ihre Blätter und dabei auch noch mit einem aparten silbrig-grauem Muster versehen.
Sie sind mehrjährig. Ich kann sie verwildern lassen und brauche nur noch auf ihre Nachkommen zu warten. Es sind die Freiland-Arten, die uns in kälterer Jahreszeit beglücken.

Die von mir als kältebedenklich Eingestuften, die Großen also, haben ein Vlies umwickelt bekommen, oder eine Abdeckung mit Reißverschluss. Diese Kleinen aber, die nicken in Richtung Boden, als wenn sie ein Verhältnis mit der Erde eingegangen wären. Sie haben ihre Primelgewächse-Gene aktiviert. Die Primeln legen ebenfalls auch im Dezember noch ihre Blattrosetten an die Beetränder. Wie Schneeweißchen und Rosenrot hocken die Alpenveilchen dicht an den Boden gepresst und versprühen mit vielfachen Paradiesvogelblüten ihre rote Energie und ihre weiße Reinheit.

Ich denke, dass meine Gartenart die Cyclamen coum, also aus dem griechischen Kos stammend ist, da sie herzförmige Blätter mit silberner Marmorierung trägt, 10 cm hohe Stiele hat und hoffentlich den Winter über durchblüht. Die Verpackung ist weg, ich kann nicht mehr nachlesen. Übliche Garten-Alpenveilchen sind Herbst-Cyclamen, (Cyclamen hederifolium) und Vorfrühlings-Alpenveilchen(Cyclamen coum). Als Zimmerpflanzen werden Cyclamen persicum gezüchtet.
Die Pflanzen bekommen ab und an etwas Eierschalen-Wasser von mir, weil sie Kalk lieben, ansonsten sind sie auf sich gestellt. Vor lauter Bewunderung vor so viel Genügsamkeit werde ich nächstes Jahr zu Olivios Füßen die Beetumrandung mit roten und weißen Blütenglocken bestücken.

Sie sollen duften. Ich lege mich ihnen zu Füßen. Und? Meine Nase ist umweltgeschädigt; den zarten Duft erschnuppert sie nicht. Aber der soll wahrscheinlich sowieso nur Ablenkung sein. Denn die herzförmigen kompakten stark gezeichneten Laubblätter verdecken den Nachwuchs. Er entwächst aus einer Knolle. Diese Knolle darf nicht gegossen werden. Meine Oma stellte die Zimmer-Alpenveilchen zwischen ihre Doppelfenster. Sie sollten immer kühl stehen, und sie dankten es mit langer Blüte. Als Kinder durften wir auch wässern, aber nur auf dem Unterteller, auf dem das Töpfchen stand, niemals direkt auf die Knolle. Die Knolle verträgt keine Nässe.
Schaue ich in das Innerste der Pflanze, sehe ich lauter keine Häkchen, die sich bald zu Haken gekrümmt haben werden. Schließlich werden sie sich an den fleischigen Stielen aufrichten. Dann haben sie sich immer noch wie ein rosa angehauchter Eiszapfen die Blütenblätter wie im Matadorenstil umgelegt. Bald schon werden diese verschlossenen Blütenwesen wie von Feen Hand aufgeblättert. Offen, aber nach unten gewandt stellen sie dann ihre Nektarieneingänge für jegliches Spätinsekt zur Verfügung. Blüte für Blüte, ist jede für sich und dennoch geeint durch die Mutterknolle.

Sie wollen schattig bis halbschattig stehen. Stehen sie bei mir nicht. Die, die halbschattig stand, die Weiße, verkümmerte frühzeitig. Die Roten werden nur von Olivio überkrönt, der aber kaum Schatten wirft. Windgeschützt und regengeschützt sollen sie stehen. Stehen sie aber nicht. Sie sind einfach am Beetrand, mit Wind und Regen vereint, allerdings in Hausnähe. Sinken die Temperaturen unter Null Grad, werden sie ins Haus geholt. Normalerweise. Von mir nicht. Allerdings stülpe ich dem Olivenbäumchen bei Minusgraden ein Frostvlies über. Das mag Wärme in der Umgebung speichern. Jedenfalls ist Cyclamen fein immer noch mein, mitten im Dezember.

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