Erdbeere - Gartensinn

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Erdbeere
Botanisch: Fragaria

Diese kleinen feinen Früchtchen! In früheren Zeiten waren sie Luxus. In den Filmen sah man die mondäne Gesellschaft die blutroten Früchte zu Champagner genießen. Im Frühjahr sind sie die ersten Früchte, die regionalen Obstgenuss versprechen.

Die kleinsten Sorten sind die schnellsten; in ihnen steckt noch die Wildheit. Ende April, Anfang Mai blühen sie. Und wie schön sie blühen. Sie machen ihrer Familie Ehre; sie sind Rosengewächse. Mitte bis Ende Mai reifen diese mehrjährigen Pflanzen. Wahrscheinlich befürchten sie, ansonsten von den Großen überrollt zu werden. Ich habe die kleine Sorte der Erdbeeren zwischen Polsterphlox gesetzt. Da kuscheln sie jetzt und fühlen sich umsorgt. Sind sie nicht auch der griechischen Liebesgöttin Venus gewidmet? Die Wildbienen jedenfalls lieben sie. Wie gut, denn durch Bienen bestäubte Erdbeeren haben einen höheren Aromagehalt.

Aber „eigentlich“ ist sie mehr Schein als Sein, denn „eigentlich“ ist die Beere eine Scheinfrucht und die kleinen Knubbel auf der appetitlichen Fruchthaut sind allesamt Samen. Nüsschen heißen die Samen; die Erdbeere ist eine Sammelnussfrucht. Wer mag die alle gesammelt haben? Fakt ist, dass sie sich durch die Nüsschen verbreiten kann, durch Fuchs und Maus, durch Ameise und Amsel, UND Schnecke.

Wenn man die Erdbeeren kaut, gibt es ein leichtes Knacken. Es sind die Samenkörnchen; darin befindet sich die Säure. Sie kann bei empfindlichen Menschen allergische Reaktionen auslösen. Allerdings sind die Säuren der Erdbeere auch die Gesundmacher: Phenolsäure und Salicylsäure unterstützen nachweislich Maßnahmen zum Schutz gegen Rheuma, Gicht und Arteriosklerose.

Wie alle Früchte haben sie Vitamine. Ganz besonders hoch ist der Gehalt an Vitamin C. Ihre Inhaltsstoffe sind Spurenelemente und Mineralstoffe (Kalium, Magnesium, Zink, Eisen), auch Folsäure/Vitamin B9, was gut für Schwangere ist. Der Gehalt an Zucker ist gering, daher sind sie für Diäten bzw. zuckerreduzierte Kost geeignet. Zusätzlichen Schutz erhalten wir durch den Verzehr der Früchte mit der Aufnahme von Polyphenolen. Sie beugen im menschlichen Körper Herz-Kreislauferkrankungen vor. Der Verzehr von Erdbeeren beugt Infarkten und Thrombosen vor, senkt  den Blutdruck, stabilisiert die Darmflora.

Da fällt mir ein, dass wir als Jugendliche eine Gesichtscreme im Handel kauften, die sich Erdbeercreme nannte. Das würde heißen, dass relevante Hauternährungsstoffe herausgefiltert werden können und in Cremes verarbeitet werden können. Wo gibt es sie heute noch? Meine Haut schreit danach.

Ihre glänzenden tiefgrünen eiförmigen Blätter im Dreiergespann schützen den begehrten Austrieb. Man hat sie in der Religionsgeschichte mit der Dreifaltigkeit belegt, die ganze Pflanze zu Marias Pflanze erklärt, weil sie symbolisch der Demut gleichkommt. Wie das? Sie gehören doch zur Familie der Pfiffigen. Sie bilden Ausläufer, sie wurzeln an den Ausläufern und ranken sich so munter quer Beet.

Ursprünglich sollen die Kulturerdbeeren aus Amerika stammen und vor rund 250 Jahren aus Wildpflanzen gezüchtet worden sein. Wahrscheinlich hat sie ein heimwehkranker Deutscher in seinem Gepäck gehabt, denn schon bei den alten Germanen waren die Wildfrüchte bekannt. Nein! Wir zollen der Neuen Welt Achtung: Entlang des Lorenz Stromes entdeckten Siedler großfruchtige Wildarten.  Damit begann die Züchtung.

Dies sind für mich die „normalen“ Erdbeeren der Sorte Senga Sengana. In den 50-iger Jahren hat der Botaniker Reinhold von Sengbusch sie kultiviert. Insgesamt aber gibt es 1.000 Sorten von Erdbeeren. Meine Zuchtkultur habe ich dies Jahr in die ehemalige Obstkiste und in eine Pflanzenampel mit Aussaaterde verlegt. Sie sollten „eigentlich“ am Beetrand ihr Geschäft des Früchtetragens erledigen; machten sie aber nicht. Nun hocken sie in der Kiste. Mal sehen, wer das Rennen um die Reifeprüfung macht.

Zum Schutz hatte ich voriges Jahr einen Teil der Senga Senganas höher gelegt. Den nackten Schleimern wollte ich die Erdbeervitamine verwehren. Man sagt, Stroh hilft, auch gegen Feuchtigkeit. Bei mir nicht. Die Feuchtigkeit im Stroh zog die Schnecken an. Also, hatte ich mir den sogenannten Bärendienst erwiesen oder die Schnecke zum Gärtner gemacht! Anderswo klappt diese Geschichte. Sonst würden sie ja nicht „Strawberries“ in Englisch heißen, also „Strohbeeren“. Und in Malaysia in den Highlands haben wir im „Strawberry Field Hotel“ gewohnt, umgeben von Erdbeeren. Geht also, nur nicht bei mir.

Gedüngt wird 3 Wochen nach der Pflanzung und im Sommer nach der Fruchternte mit Beerendünger. Der Himmel soll bedeckt sein, wobei der Boden am besten feucht ist. Dabei schneide ich auch alle alten Blätter ab, ohne aber den innersten Pflanzenteil, das Herz, zu verletzen. Damit vermeide ich den Befall mit Rotfleckenkrankheit oder Grauschimmel, was im ersten Jahr im feuchten Sommer auftrat. Die Alternative gegen Pilzbefall ist auch die Zwischenpflanzung mit Knoblauch. Der steht bei mir inzwischen in jedem Beet und erst recht zur Nachbarsgrenze, wo die Marschroute der fetten Nackten vorbeiführt. Bei Mischkulturen leisten Ringelblumen und Tagetes eine gute Arbeit gegen Wurzelälchen.

Und damals, im ackermäßigen Garten im Süden von Brandenburg hatte ich ein Erdbeerfeld angelegt. Es gab dort viel Sonne, viel Sand, wenig Schatten. Also reiften die Kulturerdbeeren Senga Sengana Anfang Juni und waren fast so begehrt wie die einst bei meiner Oma Geernteten. Bei ihr gab es damals in der ersten Juniwoche die reifen Früchte; da funktionierte der Gartenkalender noch. Das war perfektes Timing, denn es war Omas Geburtstagswoche. Sie belegte mit den Erdbeeren Tortenböden oder bot sie uns als Dessert in Milch oder in Zucker eingelegt an – nachdem wir sie eigenhändig gepflückt hatten.

Für den ganzjährigen Anbau, selbst auf dem Balkon, gibt es ausdauernd von Mai bis Herbst tragende Erdbeerzüchtungen. Heutzutage gibt es die Möglichkeit, auf den Feldern ausgewählter Bauernhöfe seine eigenen Früchte zu sammeln. Man sollte dies tun, das verschafft uns den Reifegeschmack von Sonnenfrüchten und läßt uns den wässrigen Geschmack der Supermarktbeeren vergessen. Es kann ja nicht jeder einen Garten oder einen Wald mit Wildbeeren haben.
Nach der Ernte muss die Verwendung schnell gehen: Ernten, waschen, in die Schüssel, mit Zitronensaft und Puderzucker schwenken, FERTIG!
Was geht noch?
  • Quark mit Erdbeeren
  • Pikanter Salat mit Erdbeeren, Minze, Feta/Ziegenkäse, grüner Spargel oder Bohnen
  • Erdbeersenf
  • Tee aus Erdbeerblättern für die Frühjahrskur
  • Cocktail mit Erdbeeren oder Erdbeer-Smoothie oder Erdbeereis
  • Erdbeermousse mit Mandelkernen, Honig, Quark
  • Schokolierte Erdbeeren
  • Biskuitrolle mit Erdbeeren
Und als perfekten Vorsommergeschmack kann mit einem Metallring oder einem Strohkranz aus den Blättern ein Kranz für den Tisch gebunden werden. Hineingeflochten werden die Stiele mit den roten Früchten.  

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