Efeu - Gartensinn

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Efeu
Lateinisch: Hedera helix
Besonderheit: alle Pflanzenteile sind giftig, Heilpflanze

Ja, er sieht so allgegenwärtig aus. Er begleitet uns von Kindheitsgärten an, als Wucherer im Wald, als altbackener Verzweiflungsbegrüner. Der Kletterer! Der Immergrüne! Und doch, er hat was! Efeu ist so vielseitig, dass man ihn gar nicht mehr als schön wahrnimmt. Dass man nicht ehrend von ihm spricht, wie von einer Rose. Dass man ihn rausreißt, weil er rankend überall durchkriecht. Ich selbst schneide akrobatisch an der obersten Sprosse der Leiter schwebend die weißen blattlosen Triebe aus der Dachumrandung, weil der unliebsame Kletterer bereits in die Holzverkleidung vorgedrungen ist. Da er keine Clematis ist, die haardünne Blattranken hat, muss er weg. Er haftet sich fest. Beim Beseitigen kann es zum Beschädigen von Dachsparren oder des Wandputzes kommen. Er kriecht sogar untenrum auf dem Boden entlang und bildet mit seinen kleinen Haftwurzeln schon bald neue Pflanzen. Er ist ein Unhold. Nach erst sechs Jahren sind aus den schlanken Gerten vom Pflanzencenter schon dicke Äste geworden. Seine Ranken wachsen in der Länge und im Durchmesser. Das macht Efeu bei Hausbesitzern und Gartenfreunden unbeliebt.

Bis die Amseln kommen. Sie haben Jahresbedarf an Efeu. Im Frühling raschelt es in den Blättern. Dann finden sie ihre Nistverstecke. Im Winter reifen die schwarzblauen Beeren und versorgen sie bis ins Frühjahr.
Bis die Bienen und die Schmetterlinge kommen. Sie umschwirren im ausklingenden Sommer die Blütenstände und sind froh über eine späte Blüte.

Bis die Spinnen und Kleinstinsekten kommen und ihre Netze und Nester zum sich gegenseitig Verspeisen erstellen.

Und bis ich komme und während des Bereinigungsschnittes feststelle, dass der Efeu ein wunderbarer Staubfänger ist. Seine welken Blätter hat er einfach nach innen geschaufelt. Die grünen Blätter aber stauben so intensiv beim Kürzen der Triebe und beim Auslichten meterlanger Ranken, dass ich Hustenreiz davon bekomme. Dennoch denke ich, schön, dass sich der Efeu so gut ausbreitet. Er ist ein nützlicher Luftfilter für uns Menschen. Durch einen Regenguss lässt er den Staub einfach wegwaschen.

Die Blüten stehen in gelblich blühenden Dolden. Erst der Alte, der langjährige Efeu bildet die Beeren, die sich aus den fruchtbaren Trieben bilden. Für uns Menschen sind sie schwach giftig. Bei den Amseln sind sie eine Begehrtheit. Auch Rotkehlchen und Gartenrotschwanz zupften schon an ihnen.  

Damals, vor Jahrhunderten, bewunderten die Menschen das Immergrün. Immergrün bedeutet ewiges Leben, ewiges Pulsieren der Lebenskräfte, auch ewige Verbundenheit geliebter Menschen. Die Menschen verehrten im Mittelmeerraum den grünen Kletterer als Symbol des Weingottes und verehrten die Dichter mit efeuumkränzten Köpfen. Auch Glück durch Hochzeit sollten die Efeukränze den jungen Mädchen zum Matthiastag bringen, wenn sie einen Efeukranz greifen konnten.
Die Menschen erkannten vor Jahrhunderten, dass die Efeupflanze Heilkräfte hat. Wahrscheinlich hat jeder von uns wenigstens einmal im Leben schon den Hustensaft getrunken, der aus Efeublättern industriell hergestellt wird und in der Apotheke gekauft werden kann.

Das Laub kann aber auch anderweitig verwendet werden. Abgezupft habe ich das frische Maienlaub, um daraus Tinktur und Creme herzustellen.

Welche Inhaltsstoffe sind für uns wertvoll? In den Blättern sind es die Flavonoide, die Glykoside, Saponine, Alkaloide und hormonähnliche Stoffe. Der Jodgehalt wirkt gegen die Überfunktion der Schilddrüse und wird in der Homöopathie genutzt.
Die Saponine in den Blättern, also grob gesagt die Seifenstoffe, wirken zur Herstellung von Spülmitteln bzw. einer milden Seife. Einen Versuch war es mir wert; allerdings war ich mit meinem Ergebnis nicht zufrieden und müsste den Vorgang noch optimieren.

Die Efeufrüchte enthalten Saponine und sind giftig! Efeublätter enthalten ebenfalls Gifte, jedoch in sehr geringen Dosen, so dass sie bei der Verarbeitung zum äußeren Gebrauch nicht gefährlich werden. Schwangere sollen keine Efeuprodukte einnehmen.  

Innere Anwendung:
  • Als Tee werden Efeublätter überbrüht; dies wirkt hustenauswurffördernd und fiebersenkend am besten mit Honig. Zu kaufen gibt es Hustensaft aus Efeublättern.

Äußerliche Anwendung:
  • Als Tinktur als Einreibung gegen Gelenkschmerzen, gegen Cellulite; zusammen mit Orangenschale wird die Tinktur als Kompresse oder Einreibung bei Fieber oder Kopfschmerzen, auch als Spray zur Hautstraffung verwendet.
  • Als Creme mit Efeuöl (selbst angesetzt aus Blättern) wirkt Efeu gegen Hautverletzungen und bei rissiger Haut.


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