Kleiber - Gartensinn

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Kleiber
Botanisch: Sitta europaea

Die graue Eminenz. So edel befrackt sind sie, dass wir nicht unterscheiden können, ob es das Weibchen oder das Männchen sind. Und welch feine Maskierung sich der Vogel zugelegt hat: In Verlängerung des Schnabels verläuft direkt über dem Auge ein schwarzer Streifen bis zum Flügelansatz. Vom Auge zum Kinn sich ausbreitend unterstreicht das weißliche Gefieder die Strenge des Gesichtes, lediglich das aprikotfarbene Bäuchlein lässt ihn milde gestimmt wirken.

Der Kleiber hat mich schon immer fasziniert: Er läuft kopfüber den Baum hinunter. Und ihm wird noch nicht einmal übel davon. Er lässt den King raushängen, oder runterhängen. Seinen Schnabel setzt er ein, um auf die Baumrinde zu hacken. Es ist eine kurze kräftige Waffe, die passgerecht die Beute auftreibt. Seiner Jagdsicherheit in den Rinden der Garten- und Straßenbäume nach Insekten ist er sich sicher. Die Nüsse vom Futterhäuschen sind nur seine Zusatznahrung. Gesehen habe ich oft, wenn er unterhalb der Büsche und Sträucher nach Insekten sucht.
Der Ruf ist durchdringend. Als Tonfolge hören wir das düdüdüdüdü! Energisch, melodisch, präzise.

Die beiden Kleiberpartner verständigen sich untereinander. Sie sind fürsorgliche Eltern, fliegen geschäftig mit vollen Schnäbeln im Wellenflug über den Garten. Die Einjahresbrut scheint sehr anspruchsvoll zu sein. Seine Vogelnachbarn sind da mit mehreren Bruten flexibler. Kleiberbruten sind auch spät dran. Erst ab April bis in den Sommer hinein werden die rund 6 Eier gelegt. Schon letztes Jahr durften wir beobachten, wie sie den Jungen die Selbständigkeit in der gefahrvollen Gartenwelt lehrten.

Die Fichte, die Ortsmarkierung des Gartens, bietet ihnen die Baumhöhle, die sie als Familie bewohnen. Und wenn man an dem Namen ein wenig herumbastelt, stellt man fest: Kleiber = Kleber. Er ist der Pfiffikus unter den Vögeln, denn seine Höhleneingänge sind figurbetont zurechtgeklebt: For the Kleibers only. Nur er und seine Familie passen hinein und heraus.

Vor seinem Schnabel haben Meisen und Spatzen Respekt. Er signalisiert den anderen Vögeln, dass er, und nur er, jetzt und hier der Nusspicker ist. Am Futterhäuschen vertreibt er jegliche Möchtegern-Konkurrenz. An Größe könnten es die Kohlmeisen gegen ihn aufnehmen. Ein Kleber wird auch rund 14 cm groß. Und dennoch, die Meisen haben es begriffen. Sie verharren am Rosenrankstab und zollen ihm Achtung: Wer hängt schon gern kopfüber?

Er ist wählerisch, denn er sucht sich die fettesten Nusshappen aus. Nicht nur einmal pickt er wie die Meisen. Seine Backentäschchen scheinen sich enorm weiten zu können. Er polstert sie mit der Fettreserve aus und – huih – zischt er im Wellenflug ab in Richtung Fichte.







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