Grasnelke - Gartensinn

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Grasnelke bzw. Sandgrasnelke
Botanisch: Armeria maritima subsp. elongata
Besonderheit: besonders geschützte Art, auf der Roten Liste stehend

Meine kleine immergrüne Beetumrandung hat geschummelt. Noch schlimmer, sie hat hochgestapelt. Sie hat sich die „Nelke“ in den Namen gestellt. Warum das denn? Sie hat doch Vorzüge, die keine Anleihe bei anderen Gattungen braucht. Plumbagin trägt sie in sich. Dieser Inhaltsstoff hilft bei Epilepsie. Da die Nebenwirkung jedoch mit starken Reizungen verbunden ist, wird die Pflanze nur noch als Zierpflanze angepflanzt. Strand-Grasnelke. Ja, gut, am Strand kann jede Nelke nur mit Genügsamkeit überleben. Sie stammt aus der Ordnung „nelkenartige“, aus der Familie „Bleiwurzgewächse“. Wahrscheinlich muss ich akzeptieren, dass die deutschen Namen manchmal oder oftmals jenseits jeglicher Realität sind.

Was lehrt mich das? Wer lesen kann, ist im Vorteil! Das Namensschildchen hätte ihre wundersame Verbindung zu Weite und Seeluft vermuten lassen: Armeria maritima. „Maritim“ steckt drin und bedeutet, intim mit dem Meer. Daher kann sie das Meeressalz aufnehmen und über die Drüsen auf der Blattoberseite wieder ausscheiden. Ich habe also meinen eigenen Meersalzstreuer im Garten! Und was sagt mir der Namenszusatz „armeria“? Las armas, die Waffen, also auch eine „Rüstkammer, Waffenkammer“ ist sie. So, so! Da haben wir es! Aber wie lebt dieses Pflänzchen die Eigenschaft eines Waffenlagers in meinem Garten aus? Es lädt sich Fressfeinde ein! Gerade noch rechtzeitig hatte ich das spitzbekommen. Ich war wieder mal im Garten auf Schneckenpeilung aus, klappte dieses und jenes auseinander und – entdeckte das lümmelnde Kind einer zukünftigen Nacktschnecke mitten im Herzen dieser kleinen Pflanze. Doch ohne mich! Ich entfernte dieses Schleimmonster umgehend.

Nach einem weiteren Blick ins Pflanzenzentrum war ich nur noch erstaunt. Du denkst doch nicht, dass dieser Überlebenskünstler des Strandes aus vielen kleinen Grasstielarmen zusammengesetzt ist. Daran wiederum sitzen die dunkelgrünen langen grasähnlichen Blätter. Aus diesen Puschelarmen schiebt sich dann jeweils ein Stiel mit lauchähnlichem rosafarbenem Blütenkopf. Sie hat ihre staksigen Stängel über das sattgrüne Polster geschoben und die vielen Blütchen zu einer Kugel angeordnet. So im Vorbeigehen könnte man sie für blühenden Schnittlauch halten. Auch der ist schon Mitte April frischgrün ausgetrieben und hat einige Stängel mit Knospenansatz geschmückt.

Ganz genau hingeschaut, bauen sich die kleinen Blütenbälle langsam auf. Sie gehen vom Knäuelstadium mit den zart aufblätternden Einzelblütchen zum Lauchkopfstadium über. Im Rückwärtsgang sieht man nach dem Erblühen aller Einzelblüten, wie jede einzelne von ihnen wieder welk wird. Summasummarum für mich: Dies ist ein sehr gutes Beispiel für das Musketier-Motto: „Einer für alle, alle für einen!“.

In Deutschland kommt diese genügsame Pflanze an der Nord- und Ostseeküste vor, UND – sie ist geschützt!! Auf der Roten Liste und unter Naturschutz stehend wurde sie als besonders geschützt eingeordnet!
Auch bei mir im Garten werde ich sie nicht pflücken. Soll sie sich doch ein weiches Polster zulegen! Und außerdem werde ich sie privat mit dem schlesischen Namen rufen: Grasblume. Basta!

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