Schneebeere „Amethyst“
Botanisch: Symphoricarpos x doorenbosii „Amethyst“
Besonderheit: Vogelstrauch mit Beerennahrung
Ich kenne die Knallerbsen von den Spaziergängen mit den Eltern. Lang ist´s her! Wie alle Kinder fanden auch wir die Tippelgänge stupide. Aber die Knallerbsen, die brachten Stimmung rein. Ungestraft durfte ich mich dann mit der Schwester schubsen, weil wir ja nach den Knallerbsen rannten. Wir pflückten sie, warfen sie einzeln oder im Pulk auf den Weg und traten darauf. Das unschuldige Vergnügen des Zerstörens einer reifen Frucht gipfelte im Knalleffekt. Und den gab es zuhauf.
Die Sträucher am Wegesrand waren schulterhoch und hatten weiße Beeren, und wurden daher auch fachmännisch „Schneebeeren“ genannt. Für uns Kinder waren sie immer nur die Knallerbsensträucher.
Meine jetzige filigrane Gartenschönheit trägt rosafarbene Früchte. Sie heißt „Amethystbeere“. Wer weiß, dass ich weiß, wie ein Amethyst aussieht, weiß, dass ich das Weiß für die Schneebeere voll und ganz akzeptiere, bei der Bezeichnung als „Amethystbeere“ jedoch hadere, denn der Halbedelstein ist violett-farben. Da ich auch den rosé-farbenen Rhodochrositen, den Nationalstein Argentiniens kenne, wäre dieser Name stimmiger gewesen. Aber die Beschreibung lautet ja auch „lilarosé bis dunkelviolett“. Wahrscheinlich geht es der Beere wie der Hortensie. Je nach Mineraliengehalt des Bodens erhalten wir das Blau der Hortensie oder akzeptieren, dass sie immer nur Rosa blühen wird. Was soll ich also hadern? Blumennamen und Strauchnamen unterliegen dem Gusto des Erfinders der Schönheit. Und schön ist sie.
Dieser Kleinstrauch lockert die Umgebung um die Rose auf. Er wird nur 1,50 Meter hoch, die er bei mir noch nicht erreicht hat. Im Herbst zeigt er, dass sich seine frischgrünen Blätterbögen zu athletischen Schmuckbögen entwickeln wollen.
Die rosafarbenen Beeren biegen mit ihrem Gewicht die zarten Zweige, als wenn sich der Strauch vor der prallen Frucht verbeugen will. Mit Recht. Die Früchte trägt der Zwerg bis in den Dezember hinein. Selbst der Frost verneigt sich achtungsvoll. Manchmal legt er noch behende eine frostige Schutzhülle um die Beeren.
Zuvor durften sich die Bienen an den Blüten laben. Die Blüten zieren die Enden der Zweige. Sie heißen fachgerecht Glockenblüten. Während sich die Blüten zur Beere formen, ähneln sie einer Erikablüte. Durch Abfallen einiger Blüten dünnen sich die Ähren noch aus. Auch als Vogelstrauch reiht sich die Schneebeere in die Pflanzung nützlicher Gewächse ein.
Der Strauch gehört zu den Geißblattgewächsen. Ein breites Spektrum an Arten finden wir unter dieser Gattung. Auch die Weigele, die in rot und rosa meinen Garten ziert, gehört dazu. Den großen Anteil aber nehmen die Schlingpflanzen ein. Auch von diesen gibt es zwei im Garten, Lonicera genannt. Die kleine Knallende aber stören ihre großen Wichtigtuer gar nicht. Sie biegt ihre Zweige athletisch im Kreis und schmückt sich mit zartem Rosé.