Zierquitte, japanische
Botanisch: Chaenomeles japonica
Besonderheit: Frühe Insektennahrung, Heilkraft in den Früchten
Diese störrischen Sträucher sind wunderschöne Frühlingsblüher. Da ich mich nicht entscheiden konnte, habe ich gleich drei gepflanzt, eine rote, eine weiße und eine rosafarbene. Die Hummeln und Bienen danken es mir im Frühjahr.
Wieder einmal wurden auch diese Mehrjährigen Opfer meiner Umgestaltungsmanie, oder vielmehr meiner Umpflanzungsnot: Sie mussten wandern. Die Zierquitten werden nur rund 1,5 Meter hoch. Jedoch spiegeln die starren oberirdischen Zweige ihre starke Verzweigung unterhalb der Erde. Ihre starren Wurzeln schieben sich konsequent durch sämtliche Strauchnachbarn. Das tat dem Gras nicht gut, der Lorbeerkirsche nicht. Nun stehen sie im Beet, wo sie sich mit der Brombeere streiten dürfen. Das wird ein Zickenkrieg werden! Die war auch kriechwütig wie die Zierquitten.
Nichtsdestotrotz sind sie gut zu mir. Normalerweise brauchen sie nährstoffreichen Boden. Bei mir aber müssen sie mit sandigem Boden, der keine Feuchtigkeit hält, auskommen. Vielleicht hilft ihnen ihr genetisches Gedächtnis: Einst, vor langer Zeit, lebten sie im trockenen Griechenland, im sonnigen Hellas.
Die oval-länglichen Blätter haben eine tiefgrüne glänzende Blattoberseite und eine rostrote Blattunterseite. Im Herbst färben sie sich gelb. Erst im Winter müssen sie sich offenbaren: Dann zeigen sie sowohl ihre Dornen als auch ihre sparrigen Zweige. Damit bilden sie undurchdringliche Hecken und helfen den Vögeln, die Brutplätze zu sichern. Durch ihre Dornen verraten sie uns ihre Familienzugehörigkeit: Rosengewächse. Die japanische kommt namensgebend aus dem japanischen Raum. Im Zuge des Gartenfiebers und der Sehnsucht nach Exotik kamen sie im 18. Jahrhundert in die europäischen Ziergärten.
Ihre Dornen hinderten mich nicht, bei ihnen handgreiflich zu werden: Ich kürzte und formte. Und erst danach las ich: Geschnitten werden soll erst nach der Blüte, denn sie blühen erst am zweijährigen Holz. Nicht nur diesen Ratschlag habe ich missachtet. Die Triebspitzen sollen auch nicht geschnitten werden: Die Sträucher verformen sich nach falschem Schnitt. Peng! Abgewatscht von der Quitte! Ihre natürlich rundliche Form ist futsch. Nun bin ich beim Abbitte leisten und versuche die Zweige wieder aufzubauen.
Die Blüten der Zierquitten sind schalenförmig und bilden in der Mitte einen Pollenring. Da sie die frühen Blüher sind, fliegen die Hummeln und Bienen sie ab März gerne an.
Um Früchte zu bilden, lieben sie eine Bestäuberpflanze in der Nachbarschaft. Zur Sicherheit hatte ich drei Quitten gepflanzt. Mit der Quittenernte soll man bis nach dem ersten Frost warten. Das Aroma dankt es. Meine kleinen Sträucher werfen mir meist schon im Spätherbst ihre Früchte vor die Füße; es ist ihnen zu trocken in meinem Paradiesgarten.
Die Früchte meiner Zierquitten sind kleiner als die der Obst- oder Fruchtquitte. Brauche ich eine große Frucht für Öl oder Tinktur, fahre ich zur Kusine. Da steht der 2-Meter hohe Strauch, der schon vierzig Jahre wächst. Roh sind Quitten nicht genießbar. Der Onkel hat aus ihnen für seine Familie Gelee gemacht. Ein Besuch im Spätherbst im Onkelgarten brachte als Gabe ein Glas dieses geschmacklich außergewöhnlichen Gelees. Die Herstellung ist mühsam und kräftezehrend, denn Quitten haben hölzerne Schalen.
Quitten versorgen uns mit Heilkraft, denn ihr Vitamin C-Gehalt ist sehr hoch. Man nennt die Quitte auch „Nordische Zitrone“. An Mineralstoffen hat sie Kalium, Natrium, Zink, Eisen, Kupfer, Mangan, Flour zu bieten. Quitten beruhigen den Darm durch den Pektingehalt und unterstützen die Verdauung. Gerbstoffe und Schleimstoffe wirken wundheilend und antibakteriell.
Quitten werden für die Schönheitsindustrie verarbeitet. Man kann auch seine eigene Quitten-Heilsalbe herstellen. Dazu musste ich zuerst Quittenöl aus einer Frucht mit Sonnenblumenöl ansetzen. Die fertige Salbe mit Öl und Bienenwachs hilft seit Jahrtausenden gegen Entzündungen.