Sternmagnolie - Gartensinn

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Sternmagnolie
Botanisch: Magnolia stellata
Besonderheit: leichter Lilienduft

Sie ist ein Erbstück. Somit ist die Sternmagnolie eine von den „Alten“ im Garten. An der Rinde weist die Sternmagnolie darauf hin, dass sie die „Alte“ im Garten ist. Unscheinbar grau im Winter ist sie. Rund 20 Jahre schon hockt sie grau und bemoost am Weg. Sie ist die Schildkröte zwischen den jüngeren Stauden. „Solid as a rock“, fest wie ein Stein, wächst sie. Zuverlässig, anspruchslos und genügsam ist sie.

Ich mag sie. Sie steht gegenüber dem Küchenfenster und regelt für mich die saisonale Anzeige. Neuerdings hat der Buchfink sie als Lieblingsstrauch erkoren. In den unteren Zweigen sitzt er und stimmt seinen äußerst melodischen Gesang an. Ab und an schickt er seinen unanständig lauten Ruf nach einer Frau in die Luft. Ich bin es nicht, die er sucht. Aber ich bin die, die sich freut, dass er sich den Frühlingsstrauch ausgesucht hat.  
Sie ist die kleinste Art unter den Magnolien. Rund 2 Meter hoch wird sie und auch rund 2 Meter breit, natürlich nicht im Quadrat, denn sie wächst gefällig. Gemächlich erreicht sie die angegebene Höhe erst nach rund 20 Jahren. Was soll sie sich eilen. Sie hat schon die Reise von Ostasien nach Europa hinter sich gebracht. Der Botaniker Pierre Magnol wurde durch die Namensgebung geehrt; den Namenszusatz „stellata“ verdankt sie ihrer Blütenform: sternförmig.
Jedes Jahr im März, spätestens Anfang April blüht sie. Bis jetzt hat sie auch die Spätfröste überstanden, weil sie dann meist schon abgeblüht war. In voller Blüte allerdings reagiert sie unwirsch auf abrupte Temperaturänderungen oder Nachtfröste. Dann hängen die Blüten schlapp herab oder werden braun. Der Vorteil bei dieser kleinen Magnolienart ist aber, dass ich ein Vlies über den Strauch hängen kann.

Vorausschauend legt sie schon im Herbst ihre Knospen an. Kleinstinsekten scheinen darin Quartier zu beziehen, denn den kompletten Winter hindurch sind die Blaumeisen rings um die pelzigen Knospen aktiv. Im März knacken die Graupelzigen sachte auf. Erst lugt ein cremefarbenes Zipfelchen heraus, zaghaft erkundend, ob es sich lohnt, die Blütenblätter weiter hinauszuschieben. Dann folgt Blüte auf Blüte, Stern auf Stern. Fiedrige bis zu 40 Blättchen bewegen sich sternenförmig um einen gelben zapfenförmigen Stempel und flattern ungeduldig im Wind. Erst einmal im Schwung, ist sie schnell am Werke. Es scheint, als will die Sternmagnolie schnell alles hinter sich haben. Denn kaum sind die Temperaturen durchgängig frühlingshaft, verblüht sie innerhalb von 1-2 Wochen. Damit mahnt sie, wir sollen genießen, was wir haben. Den Duftmoment sowieso. Ein leichter Hauch von luftiger Extravaganz begleitet mich beim Vorbeigehen am Strauch.   

Der Strauch steht schon Jahre lang im sandigen Boden bei praller Sonne. Er ist Herzwurzler und trägt somit sein Wurzelherz unmittelbar unter der Erdoberfläche; ein tiefgründiges Hacken soll deshalb vermieden werden. Die kleine Handkratze hilft mir, das Unkraut und die Blätter zu entfernen.
Im Frühjahr bekommt der Strauch einen Startdünger, und im heißen Sommer wässere ich ihn wie die anderen Stauden auch. Sie dankt es mit dem dichten grünen Blätterkleid, das als Sichtschutz dient. Die länglich-ovalen saftig-grünen Blätter erinnern leicht an Rhododendron Blätter, sind jedoch zart und leicht. Die jungen aus der Mitte der Pflanze nachschiebenden Zweige sind noch sehr biegsam. Sie entwickeln ihre Blüten erst im darauffolgenden Jahr.  
Sogar schnittfest ist er. Die am wildesten durcheinandertreibenden Zweige nehme ich ihm und rücke damit die gefällige Form des Strauches wieder zurecht. So bringt er es im Sommer zur grünen Kompaktheit, in deren Halbschatten ich die Bodendecker wachsen lasse.

Ansonsten will die Sternmagnolie einfach nur in Ruhe gelassen werden. Abgehärtet in den Wechseln von Klima und Geschichte, hat sie bisher keine mir sichtbaren Krankheiten gezeigt. Bravo, Stella!


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