Meise – Blaumeise, Kohlmeise, Schwanzmeise
Botanisch: Cyanistes caeruleus, Parus major, Aegithalus caudatus
Die Blaumeisen und die Kohlmeisen leben im Gartenquartier. Sie sind meine Schädlingspatrouille. Oft konnte ich beobachten, wie die Kohlmeisen am Dachansatz wie festgeklebt wirkten, nur ihren Schnabel in Richtung Wespennest oder Spinnennetz ruckten. Als sehr beherzte Raupenentsorger haben sie mir geholfen, den Befall der Feige mit Raupengespinsten zu reduzieren. Mitte des Sommers waren die tellergroßen Feigenblätter mit Gespinsten überzogen, unter denen sich fingerkuppenlange spaghettidicke Raupen durch die Blätter fraßen. Neben meiner eigenen Blattentsorgung führte der Appetit der Meisen zur Beseitigung des Schädlingsbefalls.
Diesen Nützlingen geben wir gern Quartier. Im Winter mische ich geknackte Erdnüsse und Walnüsse mit Haferflocken und Sonnenblumenkernen, hänge Nüsse in Talgbehältnissen an die Sträucher und lege Meisenknödel. Die werden allerdings lieber von den Spatzen vertilgt als von den Meisen. Auch Wasser stelle ich bereit. Ihre Jungen führen sie im Frühjahr und im Sommer auch zur Wassertränke. Sie zeigen der Brut, wie sie im Gras picken müssen und füttern sie mit Nüssen und Kernen am Vogelhaus und im Gesträuch. Mit zunehmender Selbständigkeit testen die Vogeleltern, ob sie sich unter den Sträuchern verborgen still verhalten können.
Das ist für uns das Signal, uns möglichst schwebend durch den Garten zu bewegen. Die Flattergesellen geben das Achtungszeichen vor, wir folgen ihnen. Sachte, sachte bewegen wir uns am Efeu vorbei, an den Zaunseiten auch und vermeiden - soweit möglich -, uns den Sträuchern zu nähern. Aufgeplustert und unbeweglich sitzt der kleine Federball im Gebüsch und lernt, sich zu verbergen. Ganz still sitzt er und sendet die Nachricht: „Wenn ich dich nicht sehe, siehst du mich auch nicht.“
Die Blaumeisen scheinen die mutigsten aller Meisenarten zu sein – wenn man es menschlich sieht. Sie sitzen an dem langen Rankstab, der die Einparkstation zum Futterhaus ist und lassen mich ohne Davonzufliegen vorbeigehen. Die Spatzenfamilie und die Rotkehlchen fliegen regelmäßig aufgeschreckt davon, sobald das Türgeräusch zu hören ist. Sowohl Blaumeisen als auch Kohlmeisen kommen aber nicht im Familienverbund wie die Spatzen, sondern höchstens als Paar, vielleicht noch zu Dritt.
Ist die Spatzenfamilie am Körnerknuspern, huscht die kleine Blaue dazu und fängt seitlich der Spatzen an, zu picken. Die Kohlmeise akzeptiert im Allgemeinen die Anwesenheit der Blaumeise. Vielleicht ist es das Azurblau an Kopf und Feder, dass symbolisiert: Der Himmel ist mit mir. Wer legt es sich schon gern mit dem da oben an? Sie wirkt viel zierlicher als die Kohlmeise, die blaue Haube auf Kopf verstärkt diesen Eindruck. Sie ist rund 12 cm lang, die Kohlmeise rund 14 cm und die plusterige Schwanzmeise ist rund 13 cm lang. (Bitte einfügen: Website_Tiere_Vögel_Meisen_Video Kohlmeise und Blaumeise am Futterknödel)
Der robuste Beton-Brutkasten wird jedenfalls schon im Spätherbst von den Blaumeisen observiert und okkupiert. Er hat zwei Einfluglöcher. Das finden sie passabel. Praktischerweise nehmen sie das eine Loch für den Einflug und das zweite für den Ausflug.
Neu entdeckt habe ich Ende Februar das Paar der Haubenmeisen. Den Ruf hörte ich, wollte ihn zuordnen und siehe, da stellten sie sich persönlich vor. Allerdings sind sie auch sehr schnell, einmal hin und wieder weg. Sie gelten als scheu. Auf Fotos legen sie keinen Wert, nur auf die Körner. Dabei sind sie eine aparte Erscheinung mit ihrem Häubchen auf dem Kopf. Sie sind blaumeisengroß, rund 11 cm und zeigen eine rundliche Körperform. Sie gelten als standorttreu; was mir sehr entgegenkommt. So werden wir die Gelegenheit haben, diese hübschen Vögel noch öfter zu sehen.
Eine Meisenart ist die schüchternste. Die Schwanzmeisen. Ihren kugelförmigen Körper machen sie wett durch den langen schwarzen Federschwanz. Die Kappe des Köpfchens ist schwarz, die Unterseite weiß, und weiß ist auch der Bauch. Zu sehen bekomme ich sie zwar in Familienformation, dann aber eher beim Aufstieben und Davonfliegen. Zu hören sind sie allerdings von den Nadelbaumzweigen sehr laut und oft. Sie scheinen die schnatterhaftesten der Meisengattung zu sein.
Sie sitzen in der Kiefer des Nachbarn. Da fragt man sich doch, ob der lange Schwanz in der Kiefer nicht stört. Das Gegenteil ist der Fall. So wie wir auf dem Balken oder dem Seil mit ausgestreckten Armen balancieren, tun sie dies mit dem Schwanz. Sie sind die Akrobaten unter den Meisen, denn sie ziehen das Geklettere durch die Zweige dem glatten Baumsitzen vor. Wahrscheinlich sieht man sie daher seltener als die Blau- und Kohlmeisen. Auf jeden Fall hört man sie, denn sie sind laut. Der übliche Meisenruf mit dem „kiwit-kiwit“ wird bei ihnen zum wiiiid oder ein langgezogenes Ziepen. Sie kommen immer als Gruppe von drei bis vier Vögeln an die freihängenden Körnersäckchen. Sie hüpfen über die Rosenbögen und hangeln sich um die Bögen herum. Dort habe ich in Fett gedrückte Kerne aufgehängt. Das lieben sie. Und dann zum Vesper, dem Nachmittagssnack, landen sie sogar im Busch gegenüber und im Busch unterhalb des Futterplatzes. Dabei ist eine immer die Warnmeise – bevor ich auch nur „fotografieren“ buchstabiert habe, sind sie wieder davongestoben. Dann sei´s drum. Vielleicht wollen sie mich necken. Vielleicht läuft eine Wette, dass keine von ihnen sich als Fotomodell verdingt. Oder – sind dies gar die verzauberten Feen?