Iris Lilien - Gartensinn

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Iris und Lilien
Botanisch: Iris; Lilium
Besonderheit: Duftpflanzen, Wurzel der Bart-Iris: Heilwurzel

Wir blühen in den Sommer hinein, der Juni hat begonnen. Die pflegeleichten Iris und Lilien fühlen sich in meinem Trockenboden wohl. Ich weiß, dass sie Fußnässe verabscheuen und sie wissen, dass sie in meinem Garten ihre Abneigung ausleben können. Allerdings wasche ich ihre Füße ab und an in Jauche, in Brennnesseljauche. Dies stärkt sie im Widerstand gegen Pilze und Viren und die sie übertragenden Blattläuse. Gegen Fadenwürmer gieße ich regelmäßig Ackerschachtelhalm Aufguss.

Schon im März waren die tiefblauen Netzblatt-Iris verblüht, ohne mit einem Foto bedacht zu werden.
Den Mai durch versprühen die kleinen zarten blau-violetten und weißen Wiesen- und Sumpf-Iris elegant den Frühlingscharme. Im Erblühen stellen sich die unzählig vielen Pfeilspitzen als Blätterkreis rund 40 cm hoch auf. Dann schieben sich fast unbemerkt zwei Wochen später die modellmäßig schlanken Designerblüten hervor. Geheimnisvoll umhüllen sie sich noch mit dem lilaroten Hüllblatt. Das oberste Stielblatt weist mit seinem lila Blattansatz an das bevorstehende Ereignis des Aufblätterns der Majestäten hin. An die Spitze setzt sich das Royalblau und hebt sich von dem dazwischen drapierten Hermelinweiß deutlich ab. Nach drei Jahren nun verkahlt die blaue Iris im Kreisinneren. Das heißt für mich, ich muss Hand anlegen und die Stauden teilen.

Es folgen die mittelhohen. Bei mir sind es „Iris germanica Blue Pearl“, die bis 80 cm hoch wird.
Warum royale Würdenträger in ihrem Wappen diese Blume trugen, kann ich nachvollziehen: Die Großen unter ihnen stehen rund 1,20 Meter gradlinig als fleischiger Faserstiel. Sie brauchen selten eine Stütze. Haltung adelt.
Die Schwertlilie oder Bart-Iris, genannt sind winterharte Stauden. Ihre Knollen werden im Juli bis zum Oktober gelegt. Und sie sind schon Ende Mai, Anfang Juni präsent.

Es sind schon eigenwillige Gebilde, diese Iris oder Schwertlilien. Da muss man sich nicht im Detail verlieren, nur wissen, dass sie sechs Hüllblätter haben. Drei davon klappen sie auf und nennen sie dann Hängeblätter, drei stehen im Innern aufwärts wie ein Dom und nennen sich Domblätter. Das wuschelige Gelb, das ins Innere zeigt, ist der Narbenast. Was für mich interessant ist, ist für die Insekten magisch anziehend: Jedes Hängeblatt mit Narbenast und Staubblatt ist eine Nahrungsquelle für je ein Insekt. Die Iris ist also als Nahrungsangebot eine Dreifaltigkeit.

Sie sehen so geheimnisvoll aus mit ihren offenen Mäulern. Ich verspüre den kitschigen Wunsch, dieses weiche Samtmaul zu berühren. Dabei sind sie gar keine Kuscheligen. Sie wirken keinesfalls verletzlich. Sie scheinen uns eher trotzig die Zunge herauszustrecken. Ich nehme sie jetzt einfach mal als die Öffnungen von Brunnen, aus denen statt Wasser Duft strömt. In der Tat, erfüllt ihr Duft die Umgebung schon im Vorbeigehen. Irisduft, auch Lilienduft, ist schwer. Du kommst um die Wahrnehmung nicht herum. Du musst dich nicht herabbeugen wie beim Veilchen. Eine Iris hält dir die Duftfahne provokant entgegen.

Und mit Recht pflanzen sie ihr Banner vor sich auf. Denn sie sind göttlich. Iris lieh ihnen ihren Namen: Die griechische Göttin des Regenbogens. So vielfarbig wie der Regenbogen ist die Farbenvielfalt der Blüten, rund 200 Arten gibt es. Alt ist sie, rund 4.000 Jahre alt und erwachsen im Mittelmeerraum.

Die Schwertlilie präsentiert sich bei mir an verschiedenen Stellen im Garten sehr dominant und in verschiedenen Farben, mal in Blau, in Gelb, in Cremeweiß, oder zweifarbig. Sie lebt ihren Namensanfang „Schwert-„ und stellt ihre Schwerter auf; graugrüne Blätterlanzen markieren ihr stetig wachsendes Revier. Überall dort, wo es ihr gefällt, legt sie ihre deutlich sichtbaren Rhizome quer an der Bodenoberfläche ab. Das soll auch beim Einpflanzen beachtet werden; sie sind vorwitzig und wollen mit einem Viertel ihres Rhizoms lieber erhöht aus der Erde schauen. Die Familienmitglieder sind inzwischen so miteinander verwachsen, dass Pflanzenparasiten sich darauf angesiedelt haben. Den Ablegern der Dreimasterblume gefällt es oberhalb der Rhizome. Der Pflanze kommt dies entgegen. Sie benimmt sich klüger als ich, da ich ihr bislang den Wurzelschatten nicht spendiert hatte: Sie braucht den Fuß im Schatten.

Sind sie verblüht, schneide ich die Stängel handbreit über dem Boden ab, lasse aber die Blätter stehen. Wie bei Gladiolen brauchen die Lilien die Blätter als Nahrungsreserve. Lediglich die braunen, vertrockneten Stiele zupfe ich von der Knollenbasis ab.

Herausfordernd ist es für mich, den Überblick über die Einteilung der Arten zu erlange. Ich nehme die Herausforderung an. Allerdings beginne ich bei der Wurzel. Eine Wurzel ist nicht immer nur eine Wurzel! Beim Konservieren von Pflanzendüften stieß ich auf die Gestaltung eines Potpourris, übersetzt heißt dies „Pott für die Reste“. Er wird mit getrockneten Blüten und ätherischem Öl zubereitet und soll Duft im Zimmer verbreiten. Zur Fixierung des Duftes dient „Veilchenwurzel“. Die Veilchenwurzel ist aber eine Iriswurzel. Ich erstand dieses Fixiermittel in der Apotheke, das auf der Verpackung die Bezeichnung trägt: „Iriswurzel, Veilchenwurzel“. Die zerkleinerten Wurzelteile wiederum ähneln der Eibischwurzel. Hineingekrümelt werden die Wurzelstückchen der dann doch tatsächlichen Schwertlilie in die getrocknete Blütenblättermischung. Sie halten den Duft länger, er wird also fixiert.

Früher, schon zu Zeiten Karls des Großen, der sich mit der Gartenkultur beschäftigte, verwendete man die Wurzel der Schwertlilie als Heilpflanze. Sie besitzt ätherische Öle. Damals hieß sie „Violwurtz“. Sie wirkte schleimlösend. Sie wurde für Süßigkeiten verarbeitet und in der Antike als Weinwürze angesetzt. Warum wird sie nicht Iriswurzel genannt? Die Antwort hätte doch die Verwirrung in der Apotheke vermeiden helfen. Sie duftet nach Veilchen! Pharmazeutisch wird Schwertlilienextrakt heute noch produziert.

Bei der Vielfältigkeit der Bezeichnungen von Blüten und Blättern ist eine Übersicht herausfordernd. Aber was soll´s. Ich bin doch kein Experte.
Die schmalen Irisarten haben lanzettliche, eher aufrecht stehende grasähnliche Blätter, auch Rhizome.
Die Schwertlilien oder Bartiris haben die breiten schwertähnlichen graugrünen Blätter.

Die Taglilien haben sich das „lilie“ im Namen nur geklaut und sind Grasblattgewächse oder auch Hemerocallis genannt. Ziehe ich eine Wurzel aus der Erde, erkenne ich an dem Wurzelquirl ihre Ähnlichkeit zur Quecke.
Die Orientalischen Lilien, Madonnenlilien und Berglilien sind Hybriden und tragen im Namen das „lilium“. Sie haben Zwiebeln, die Zwiebelschuppen tragen. Aus der Zwiebel wachsen Einzeltriebe.

Aber was soll`s? Ich bin doch kein Experte. Diese Erkenntnis brachte mir auch den Verlust zweier Liliengewächse zutage. Die eine war gar keine Lilie ist, sondern schmückte sich nur mit „lilie“: Die Guernseylilie. Sie ist ein Amaryllisgewächs. Ich hatte die Zwiebeln nach unserem Urlaub in Guernsey gesetzt. Ihre rosa Blütengebilde waren so zart wie Libellenflügelwindräder. Wahrscheinlich habe ich sie wieder mal mit irgendwas überpflanzt. Auch die Tigerblume verschwand. Sie ist ein Schwertliliengewächs. Wahrscheinlich wurde sie vom großen Lilientiger verjagt.

Ich verabschiede die Iris, begrüße die Lilien und freue mich an Duft und Form von allem, was mir entgegenwächst.


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