Kornelkirsche - Gartensinn

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Kornelkirsche
Botanisch: Kornus mas, die Kornelkirsche gehört zu den Hartriegelgewächsen, Cornaceae.
Besonderheit: frühe Bienenweide, Vitamin-C-haltige Früchte

Die Kornelkirsche gehört zu den Hartriegelgewächsen. Und wenn ich „sie“ schreibe, ist es eigentlich ein „er“, der Strauch. Dies ist verwirrend, wie Namensgebungen oftmals sind, denn die Kirsche ist keine Kirsche. Sie sieht aber auch nicht aus wie die anderen beiden Hartriegelgewächse, der Rotberindete und der Gelbberindete.

Zur Vereinfachung bleiben wir bei „ihr“, bei „der Kirsche“. In ihrer Verwirklichung als Fruchtträger passt es dann wieder. Sie trägt tatsächlich Früchte. Und da ist sie sehr schnell.
Sie ist die Erste der nektarbietenden Sträucher. Für ihren frühen Auftritt hat sie sich ihr bizarres Blütenkleid angezogen. Schon im Herbst legte sie ihre Knospen an. Dann schickt der Strauch seine Brut in die Welt, sehr konsequent: Erst die Blüten, dann die Blätter. Wie clever! So fliegen die Insekten in direkter Flugschneise zu ihren Blüten. Da zeigt es sich wieder: Die Natur agiert nicht für uns, nur für sich. Können die Blüten frühzeitig bestäubt werden, sind die Konkurrenten zeitlich abgehängt, nämlich dann, wenn es wärmer wird und die „normalen“ Obstbäume danach lechzen, die Blüten bestäuben zu lassen.

Im Vorfrühling dann, meist schon im milden Februar, brechen die Knospenperlen auf und offenbaren die fusseligen Einzelblüten. Mit verschwenderisch vielen Minipuscheln hat sie sich geschmückt. Die Gartenhummeln, auch die Elegante mit dem rostroten Rücken, kehren zum Schmaus ein.
Für uns wird es sehr schön um die Kornelkirsche, wenn die Blätter birkenblattgrün leuchten, also gemäß der Kreuzworträtselsuche „maiengrün“.

Zeitig reifen auch ihre Früchte. Dann beginnt für mich die Herausforderung. Eine ausgeklügelte Erntetechnik ist von Nöten: Die Früchte sind reif, wenn sie abfallen, basta! Und je größer der Strauch wird, desto mehr Früchte fallen ab. Täglich. Am Anfang dachte ich: Na und! Und wollte sie den Vögeln gönnen. Die konnten jedoch mit dem verfrühten Wintervorrat nichts anfangen, kümmerten sich um die Würmer und ließen die großsteinigen Früchte am Boden liegen. Ab dem 2. Jahr des Fruchtertrages sammelte ich fleißig und rückenbeschwerlich alle Früchte auf, denn – lesen macht schlau. Man schreibt, dass die Früchte einen hohen Vitamin C-Gehalt haben. Aber liegen sie erst einmal vollreif im Boden unter dem Strauch, sind sie wertlos. Oftmals sind sie aufgeplatzt und nicht mehr zu reinigen.

Mein Ernte-Wissen wuchs in den Kornelkirschjahren: Im 1. Jahr erfreute ich mich, im 2. Jahr wunderte ich mich, dass nach all der Schönheit im Frühjahr und Sommer auch noch Früchte kamen, im 3. Jahr wusste ich, die Ernte muss professionalisiert werden.

Ab dem 4. Jahr Erntejahr organisiere ich das Herabfallen á la Olivenernte. Erst lege ich ein Tuch unter den Strauch, dann zupfe und schüttele ich die Zweige, dann reinige ich die Früchte, dann koche ich sie. Der Ertrag ist harte Arbeit und relativ effizient: Der Kernanteil der Früchte ist hoch, die Mus oder Saftausbeute niedrig. Das kann ich mir schön saufen, denn ich kann den Ertrag als Likör verarbeiten. Oder, nach neuestem Rezept, ich lege die Kornelkirschen wie Oliven salzig ein. Da frage noch einer nach der Wechselwirkung zwischen Natur und Mensch. Nie hört der Lernprozess auf, stetig bewirkt die Natur neues Erkennen.


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