Duftschneeball „Dezember Dwarf“
Botanisch: Viburnum farrerie oder Viburnum x bodnantense
Besonderheit: Insektenweide, da Winterblüte, leichte Giftigkeit von Beeren und Rinde
Im Sommer schon bildet der harmonisch gewachsene Duftschneeball seine Blüten aus. Er stammt aus der Familie der Moschuskrautgewächse. Und dann, wenn es kalt wird, ist er kahl. Außer ein paar Knötchen, die kleben dicht an den feinen Zweiglein. Du musst wissen, dass er in der Kälte blüht, dann nimmst du auch sein sparriges Winterkleid hin. Gar zu unscheinbar strecken sich die dünnen Zweiglein in die Umgebung. Aber dann, fast unbemerkt im Spätherbst oder Frühwinter, öffnen sich seine dunkelrosa Knospen und schieben die rosé-farbenen, fünfzähligen Blüten als zarte vielfach zusammengesetzte Blütenbällchen heraus. „Schirmrispige Blütenstände“ heißt dies fachmännisch, vereinfacht geht auch Dolde. Kreativ gedacht, könnten es fluffige Schneebälle sein. Andere Schneeballarten haben noch markantere runde Schneeball-Blütenstände.
Diese Winter-Blütenstände allerdings sind nur der Dank an die Gärtnerin, ihm einen sonnigen Platz an einer geschützten Stelle zugeteilt zu haben. Dann erst bildet er seine Blüten vielfach aus. Schatten dagegen mag er gar nicht. Die Quittung wäre eine spärliche Herbstfärbung und wenige Blüten. Auch mit ausreichender Wässerung muss ich ihn versorgen.
In der Kälte macht er seinem Namen alle Ehre: Duftschneeball, mit näherer Beschreibung „December Dwarf“, also Dezemberzwerg. Er duftet! Und er duftet den Winter hindurch. Ein leichter Vanillehauch legt sich um seine Zweige. Deshalb durfte er in meinem Garten. Wer duftet schon in der Kälte? Nur Symbole für besondere Schönheit – und eben Nasenerlebnis.
Der aus der Kälte kam, heißt es bei „007“-James Bond. Der Bodnant-Schneeball oder Duft-Schneeball kommt nicht aus großer Kälte, „nur“ aus Nordwales. Im Norden der Insel wurde er in den Bodnant Gärten gezüchtet. Man hat jedoch vergessen, ihm eine Abhärtung durch eine Kneipp-Kur angedeihen zu lassen, denn seine Frosthärte ist nur bedingt. Vor einem Jahr musste ich erleben, dass die Knospen frostig braun wurden, geschweige denn erblühten. Die Zweige ließen ihre Blätter erst im zweiten Anlauf noch einmal austreiben.
So muss ich seinen Selbsterhaltungstrieb unterstützen. Im Frühjahr versorge ich ihn mit Frühjahrs-Staudendünger und organischem Dünger, also Hornspänen, damit er sich in meinem sandigen Boden seine natürliche Formschönheit als Pyramidengewächs erhält.
Einen Schnitt hat der Wohlgeformte nach drei Jahren noch nicht bekommen, ab und an habe ich nur trockene Zweige entfernt. Allerdings wird im Interesse eines gleichmäßigen Austriebs zum Verjüngungsschnitt geraten. So werde ich nächstes Jahr nach der Blüte von innen her – ja, ja, er will von innen her verjüngt werden – im Dreijahresabstand immer ein Drittel der Zweige auf 30-cm-Lineallänge herabschneiden. Beachten muss ich, dass der Duftschneeball am zweijährigen Holz blüht, anders also als der Sommerflieder.
Kleine blaue Beeren bildet er gar nicht oder kaum aus, da die Bestäubung wegen Kälte nur limitiert möglich ist. Schön für ängstliche Gartenbesucher, denn die Beeren sind schwachgiftig. Im Frühjahr, wenn die kleinen Duftstände abgeblüht sind, erfreue ich mich an dem harmonisch geformten buchenblattähnlichen Zweigaufbau. Die Blätter haben nicht die frühlingsgrüne saftige Farbe, sondern schimmern stattdessen bräunlich-rosé-farben. Im April hat er seine feinfarbigen Blätter um sich herum wie mit Kennerhand angeordnet. Wie auch die Kornelkirsche blüht der Strauch erst und treibt dann seine Blätter aus. Erst im Laufe des Frühlings wechseln die Blätter in das satte Birkengrün. Und im Herbst, dann besinnt er sich auf den Frühling und malt seine Blätter an den Rändern wieder rostrot an, bis ihm alles zu viel wird und er sich nur noch auf die Blüten konzentriert.
Kürzlich habe ich Stauden von Duftschneebällen in Berlin in Richtung Ludwigslust an den Zäunen stehen sehen. Erschrocken war ich, dass sie größenwahnsinnige 2-3 Meter hohe Gewächse waren. Noch ist meiner ja klein, und wenn er bei mir bleiben will, dann bleibt er gefälligst zwergwüchsig. Und gelesen, vielleicht meinem Wunsch-Lesen entsprungen, stand eine Wuchshöhe von 40-50 cm. Vielleicht war diese Höhenangabe die Topfhöhe bei Anlieferung vom Staudenprofi. Dort beschreibt man die Höhe als „mittelhoch“ und das Wuchsprofil als „dichtbuschig“. Dann passt er nämlich genau an die Spitze meines Inselbeetes. Jedoch, jedoch, was, wenn …? Allerdings wächst er nur 10 cm pro Jahr. Außerdem hat man ihm den Namen „December Dwarf“, also Zwerg, verpasst. Uff, ein Trost.
Auf jeden Fall aber ist dieses jetzt noch harmonische Gewächs meine Bereicherung.
Wenn ich mich näher mit den Schneebällen beschäftigen würde, müsste ich sicher noch ein Exemplar nachkaufen, das entweder wintergrün ist, oder osterblühend oder Kleiner Kissenschneeball heißt, oder Koreanischer Duftschneeball, oder oder oder … heißt. Ach, wie wunderbar ist es, eine große Familie zu haben.