Rose
Botanisch: Rosa
Jeder will sie, jeder bekommt sie – zumindest einmal im Leben. Eine geschenkte Rose, oder einen Strauß voller Duft und Schönheit oder mit großem Glück erfreuen wir uns sogar mit Stiel und Wurzel an der Rose im Garten. Aber alles hat seinen Preis. Gerade erst ist die Sehnsucht nach dem ganz speziellen Exemplar gestillt, gerade erst haben sich Auge und Nase an der Schönheit gelabt, da steht er schon neben dir: Der Frust.
Rosen, meine schwierigen Kinder, warum haben sie Flecken auf dem Blatt, warum Läuse an der Knospe? Wo sind die starken Triebe nach dem Winter? Weg. Braun. Erfroren.
Egal. Die Leidenschaft brodelt weiter und die Erfahrung wächst jedes Jahr. Wie zarte Kinderlein bekommen sie eine Extraportion immunsystemstärkender Jauche von der Brennnessel, eine Spritzung vom Ackerschachtelhalm, einen untergebuddelten Pferdemist und regelmäßige Wassergaben. Und immer mal wieder buddele ich eine Rosenpflanze aus und ein, um den richtigen Standort zu finden.
Die Wildwuchernden mit langen Trieben und einmal blühenden einfachen Blüten sind robust. Sie strecken ihre Tentakel in alle Richtungen. Ich häkele sie um ein Rankgitter und lasse sie sich austoben. Die Nachbarn sehen es wohlwollend. Die bewehrten Wilden, die „Kartoffelrosen“, wollen tatsächlich nur von den Insekten besucht werden. Ihre weit geöffneten einfachen rosa Schalenblüten duften verführerisch nicht nur für Hummel und Biene. Doch nähere ich mich unbedacht, haben sich ihre wehrhaften Stacheln schon in meine Hand geritzt. Wissen die nicht, dass man nicht „in die Hand beißt, die einen nährt“? Na, egal, mein Trostpflaster ist ihr Duft. Auch eine ganz edle Wilde gibt es, die „Rosa glauca“. Sie setzt sich von all den Wilden durch ihr blaugrünes Laub mit zart-rot gezacktem Blattrand ab.
In meinem Rosengarten lebt eine europäische Patchwork-Familie. Es gibt die Franzosen: die „Parfum de Grasse“ und „Gloria Dei“, oder die korrekter bei ihrem französischen Name genannte „Madame Antoine Meilland“. Es gibt die Engländer: „Chippendale“, und „Yellow My Love“. Es gibt die Italiener: „Leonardo da Vinci“ und „Gran Amore“. Auch aus dem hohen Norden wollten sie bei mir einziehen: „Alaska“. Und sogar die „Berliner Luft“ verströmt pfirsichfarbenen Duft. Mein Mann verharrt vernarrt in „Nostalgie“ bis er sich dem unschuldigen Märchenmädchen „Schneewittchen“ zuwendet, der weißen Beetrose.
Kletterer gibt es, die sich an den Rankgittern und Holzlatten üben. Aber nicht jede Schönheit muss unbedingt einen Stammbaum haben. Es gibt die Discounter-Rosen in weiß und rot und auch die langjährig Ortsansässigen und Übernommenen in rosa, lachsrot oder blutrot.
Und alle, alle wissen sie: Ich agiere strikt und ungebremst als Edgardia mit den Scherenhänden. So wie der Haarschnitt den Wuchs fördert, fördert der Rosenschnitt Kraft, Blüte, Ausdauer. Was mich philosophisch werden lässt: Gebe jedem die gleichen Chancen, so revanchieren sie sich mit annähernd gleicher Leistung – wenn alles gut läuft.
Wenn die Rosen alles gegeben haben und ihre Blütenköpfe in der Sonne gebadet haben, dann beginnt meine Leistung. Ich konserviere ihre Heilkraft. Nicht professionell, nicht als Parfümeur, jedoch tragen ihre Blüten noch lange zur Gesundheit, Entspannung und Harmonie bei.
Die Blütenblätter lege ich zum Trocknen aus. Danach verschließe ich sie in luftdichte Gläser bis zum Herbst, wenn die Gartenarbeit abnimmt. Teilweise verwende ich die Blüten auch gleich als Tee oder in Teemischungen.
Unsere Vorfahren, vor langer Zeit, haben die für uns Menschen nützlichen Pflanzen durch Züchtungen vervollkommnet. Der Schmuckgedanke spielte dabei eine untergeordnete Rolle. Der gesundheitliche oder der rituelle Nutzen bei Kulthandlungen war primär.
Heute werden die arzneilich nutzbaren Rosen hochwertig verarbeitet. Es sind dies unter anderem: Ölrose (Rosa damascena), Apothekerrose (Rosa gallica) oder die Heckenrose (Rosa canina). Bei der Rose sind es die ätherischen Öle, die reinigend und abführend wirken. Der Anteil an Monoterpenolen im Destillat unter mehr als 400 chemischen Verbindungen ist sehr hoch und nützt unserem Körper. Ätherisches Rosenöl wirkt antiviral, antibakteriell, antiseptisch. Es stimuliert das Immunsystem und regeneriert die Haut.
Nervlich wirkt Rosenöl ausgleichend und stressreduzierend. Es war und ist ein Aphrodisiakum und ein Hautpflegemittel. Im Winter bereite ich mir Rosenwasser aus der Unmenge getrockneter Blütenblätter. Aufgetupft nach der Dusche nimmt es die Spannung von der Haut.
Die Inhaltsstoffe fördern die Durchblutung und reinigen das Blut. Für das Verdauungssystem wirkt Rosenöl oder Rosenblütentee bei Übelkeit, bei nervösem Magen, auch bei nervöser Unruhe und Schlaflosigkeit. Dem weiblichen Hormonhaushalt hilft das Rosenöl bei Menstruationsbeschwerden, den männlichen Körper unterstützt es bei Impotenz.
Das ätherische Öl für die Duftlampe oder zur Weiterverarbeitung als Creme sollte man im Fachhandel kaufen. Nur dann erhält man die wertvollen Wirkstoffe.
Innerer Gebrauch:
- Tee zur Entspannung bei Stress, zur Unterstützung bei Verdauungsbeschwerden oder Erkältung
- In der Küche: Man kann Rosenbowle ansetzen, auch Rosengelee oder Rosensirup als Süßungsmittel verwenden und ein Rosenblüteneis herstellen. Für den herzhaften Einsatz passen Rosenblüten mit Meersalz zu Gegrilltem.
- Rosenblütenhonig hilft bei Erkältung und als Verdauungshilfe
- Im Essig konserviert kann es im Salat verwendet werden oder auch äußerlich als Haarspülung
- Ja, auch ein Deko-Spiel ist möglich: Kandierte Rosen.
Äußerlicher Gebrauch:
- Der Saft von zerriebenen Blütenblättern wird bei Insektenstichen und leichten Hautverletzungen auf die betroffene Stelle gestrichen
- Frische Rosenblüten helfen als Kompresse bei gereizten Augen
- Rosenblütenwasser beruhigt bei Hautirritationen
- Rosenblütenwasser reduziert Entzündungen im Augenbereich
- Rosenblütenwasser kann für ein Gesichtsdampfbad verwendet werden
- Rosenblütenseife kann selbst hergestellt werden
- Rosenblüten-Meersalz-Bad kann als Badezusatz verwendet werden
- Rosenbalsam mit Jojobaöl kann nach dem Duschen zur Hautberuhigung aufgetragen werden
- Rosenblütensalbe mit Shea-Butter ist gut für die Haut, oder wird auf Stirn und Schläfe gegen Kopfschmerzen und Verspannung aufgetragen.