Klettertrompete - Gartensinn

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Klettertrompete
Botanisch: Campsis
Besonderheit: Insektenweide, giftige Früchte

Sie ist jetzt drei Jahre alt. Ihre angekündigte Blütezeit nach rund 5 Jahren des Einwachsens hat sie unterboten. Schon im vorigen Jahr war sie der Blickfang an der Efeuecke.
Die Campsis-Arten werden in verschiedenen Farben angeboten. Meine hat orange-gelbe Blüten. Sie heißt „Summer Jazz Gold Trumpet“. Geboren, um krachend laut goldene Töne zu produzieren. Jedenfalls für die Insekten. Diese eigenwillige Blütenform nennt der Pflanzenzettel „röhrig-glockig“. In die Blütenröhre kriechen vielzählige Bienen. Das Nektarium legt sich innen an die Röhrendecke. Vielleicht, um die wunderschöne Zeichnung von roten Blütenblattadern freizugeben.
Wie mit vielen kleinen Papayafrüchten ist der Glockenblütenansatz am Triebende geschmückt. Sie sind rund 6 cm lang. Nach und nach brechen sie auf. Ist sie der Vergnügungen mit der Biene überdrüssig, wirft die Mutterpflanze die knittrigen Glocken einfach ab. Bin ich im Modus des hilfreichen Gärtners bin, zupfe ich die offensichtlich erledigten Glocken aus den Kelchansätzen ab. Doch die Klettertrompete ist schnell. Sie produziert immer neue Blüten von Ende Juli bis in den frühen Herbst hinein.

Im Herbst wechseln ihre dekorativen gefiederten Laubblätter ins Goldgelb. Vom ersten Herbststurm lässt sie sich durchpusten und trägt ihre Absonderheit mit trotziger Würde. Sie ist kahl! Im Winter ist sie blattkahl. Die Bewunderte wird zur sparrig-kahlen Minna. Dann ist sie wieder so ein arglos Tuer. Widerstandsfähige lange Tentakeln ragen dann an der Ecke und legen es sich mit mir und meinem Wintervorbereitungen an. Oft schon vergaß ich ihre Widerspenstigkeit und ratschte mir Haut ein und Haar ab und ein.

Dann denke ich: „Wart´s nur ab, Henry Higgins!“. Im Frühjahr kommt Edgardia mit den Scherenhänden! Objekt meiner Begierde sind die langen Tentakeln der Vorjahrestriebe. Ab dem 3. Auge soll geschnitten werden, um das Ausufernde dieser stark wüchsigen Kletterpflanze einzudämmen, auch, um die Blüte anzuregen. Das ist leichter gesagt als getan. Auge um Auge, aber wo find ich sie? Zahn um Zahn verknirsche ich, denn bei mir wächst die Klettertrompete in den Efeu hinein. Sie sind innig miteinander verflochten. Und so liegt die Herausforderung im Auge des Betrachters. Der zweifache Kampf beginnt: Ich werde von der Amsel bei ihrer Nestsuche attackiert und suche selbst das Nest des ausufernden Trompeters.

Sie trompetet nicht nur, sie klettern auch. 4-5 Meter hoch kann sie werden. Sie windet nicht links oder rechts, sondern sie haftet. Wo sie kann, haftet sie sich am Mauerwerk, an Gewächse, an Bäume oder andere Kletterunterlagen mit ihren feinen Haftwurzeln fest. „Selbstklimmer“ heißt dies fachmännisch. Konsequent schneide ich sie von Mauerwerknähe weg. Nützlich ist der Abstand von 20 cm zur Wand. Die kleinen Haftwurzeln sind leicht zu erkennen. Sie wachsen im Abstand von 30-50 cm am Trieb und sehen wie braune Beinchen von kleinen Muschelkrebsen aus.

Dann zum Sommeranfang legt sie richtig los und produziert ausuferndes Blattwerk. Wenn ich sie dann nicht intensiv befestige, klappen die langen Triebe herab. Dann hat sie ein Gewicht erreicht, dass sie von sich aus nicht mehr tragen kann.
Und dennoch, ich möchte sie nicht missen. Ich werde mich arrangieren. Ich dünge sie im Frühjahr mit Pferdemist, auch mit Langzeitdünger. Ich schneide lieber zuviel als zu wenig und bringe die trotzigen Triebe in eine Richtung, mit der wir beide leben können. Und dann - erwarte ich sehnsüchtig den Sommer der gelben Trompeten.





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