Sonnenblume - Gartensinn

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Sonnenblume
Botanisch: Helianthus
Besonderheit: Futterquelle für Vögel

Sie haben es wieder einmal geschafft. Sie haben sich mit den Vögeln verbunden und haben mir ein Schnippchen geschlagen. Ich fand sie überall im Garten verteilt. Und dann, wenn ich dachte, hier bleibst du stehen, hier kann ich dich gebrauchen, waren sie längst abgefressen.

Die Vögel haben das Anrecht zur Verteilung gepachtet. Sie sind der Premium-Distributionskanal für Sonnenblumenkerne, für die Saat der Sonnenräder. Die Vögel zapfen sich seit Jahren ihre Futterquellen selbst an. Anzapfen heißt in ihrem Fall „abkörnern“, also Körner abwerfen und schauen, wo die Saat keimt. Selbst der Balkonkasten muss dafür herhalten. Inzwischen lasse ich sie einfach machen. Wenn dann nur die kleinen halb Meter hohen sprießen und diese nur kleine Köpfchen haben, ist das eben Vogelschicksal. Die gefiederte Zunft weiß ja sowieso, dass ihr Winterfutter gesichert ist.

„Helios“ gilt der Sonne, „anthus“ ist die Blume, basta! So bestimmte es Linné. Die Sonnenblumen haben – denke ich – in jeder Nationalität einen Sonderstatus. In jeder Künstlerkolonie wahrscheinlich auch. Das Leuchten, das Gold, die Wärme, die Fröhlichkeit – Gelb ist in vielfacher Hinsicht mit Positivem belegt.

Die Vielfalt der heutigen Sonnenblumenarten ist des Gärtners Freud. Nicht nur in die gelben Gesichter schauen wir, sondern auch ins schoko-braune Mittelteil mit schwarzem Zentrum. Oder die Pflanzen bilden Verzweigungen, an denen jeweils eine Blüte sprießt, die dann aber meist kleiner bleiben als die Solisten. Und es gibt die filigran verzweigte Art, die Staudensonnenblume. An allen Sonnenblumenköpfen leuchten die meist gelben Blütenblätter und kontrastieren so zum dunkleren Mittelteil. Erst beim Fühlen über das Sonnengesicht erfahre ich, dass ich es mit Röhrenblüten zu tun habe. Die Vielzahl anfliegender Insekten zeigt, dass diese voller Nektar sind. Und was erst beim näheren Betrachten des Aufbaus offensichtlich wird: die sich bildenden Sonnenblumenkerne reihen sich auf einer Spirale kreiselförmig zum Blütenrand.

In vielen Sprachen markiert die Sonnenblume ihre Bedeutung. Seit dem 16. Jahrhundert gibt es sie aus Lateinamerika kommend in Europa. Warum der Hype? Sie sind doch nur einjährig. Sie blühen nur einen Sommer?!
Helios! Wer den Sonnengott im Namen trägt – den Helios – dem widmen wir unser Augenmerk. Und die Augen merken:
Sonnenblumen sind die, die sich nach der Sonne drehen: Gira del Sol, in Spanisch, also „Die-sich-nach-der-Sonne-Drehende“. Und wenn man den Inkas glaubt, begründet der Heliotropismus der Pflanze ihre Ableitung zum Sonnengott. Der Begriff bezieht sich auf die Bewegung der Pflanzen nach dem Sonnenstand. Innerhalb des Stängels werden die Zellen gestreckt und drehen die Knospe bis zum Erblühen ostwärts. Dies geschieht von Sonnenaufgang im Osten bis zum Sonnenuntergang in Richtung Westen; nachts wird die Rückwende vollzogen. Die durch die Ost-Sonne, also durch die frühe Morgensonne, aufgewärmten Blüten werden von den frühen Insekten bevorzugt angeflogen. Ist die Blüte, also der Fruchtstand der Pflanze, voll erblüht, schauen die Blüten unbeweglich nach Osten. Plan ist aufgegangen, Ding erledigt, reicht! Kann ich verstehen. Mein Genick ist altersbedingt auch nur noch behutsam um 180 Grad drehbar. Wir werden ja alle nicht zum Uhu geboren. Der Mechanismus der Sonnenblume aber ist wahrscheinlich dem Urinstinkt aller Natur geschuldet: Die Samen sollen jegliche Möglichkeit haben, schneller zu reifen.

Das begründet ihr Erntepotential. Dann sind wir schon im Herbst. Da schwächelt die blühende Sonne schon. Der Sonnengott sieht es mit Grausen. Jedoch hat er den Samen für den Neubeginn gelegt. Das Korn. Wir nehmen das Beste der Pflanze aus dem Sommer und gleiten mit der Sonnenenergie in unseren Herbst bis in unseren Winter hinein.

Und so nehmen wir die Sonnenblumenkerne und peppen damit unseren Vitaminbedarf auf. Mein angeborener Knabberinstinkt langt regelmäßig in den für die Vögel reservierten Vorrat. Auch in den Salat streue ich die Kerne kleingehackt ein. Die Nerven mögen das Futter, sieht man ja bei den Vögeln. Die haben die Nerven, ihre Jungen vor der Katze zu verteidigen. Vitamine B1, B2, B6 und Vitamin E stecken im Korn, Vitamin A und die Mineralstoffe Magnesium, Eisen, Kupfer, Kalzium und Zink außerdem. Auch eine gute Eiweiß- also Proteinquelle sind die Körner. Dennoch gilt, in Maßen genießen: 100 g bunkern rund 500 kcal.

So! Und nun lasse ich die Hochstieligen auch mal für mich arbeiten. Sie saufen regelmäßig eine gute Portion Wasser weg. Die sollen sie kriegen, DENN ihre Wurzeln verbessern die Bodenqualität. Man schreibt auch, dass Giftstoffe aus der Erde gezogen werden. Nach getaner Arbeit dürfen sie dann dem Kompost zugeführt werden. Und was zeigen sie mir beim abknipsen? Leere! Der Stängel, der so viel Last getragen hat, ist hohl!










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