Amsel
Botanisch: Turdus merula
Mehrere Generationen vom „Blackbird“, von der Amsel, gibt es inzwischen im Garten. Ich mag den englischen Namen. Er kennzeichnet den Vogel im schwarzen Frack sehr gut. Schön ist er. Sein pechschwarzes Gefieder zersaust noch nicht einmal im Revierkampf. Mit breiter Brust fliegen die beiden Männchen dann gegeneinander. Das Geschrei ist weithin zu hören.
Derweil richtet das Weibchen ihr braunes Mäntelchen. Der Vogelexperte sagt dazu, dass die Weibchen der Vogelwelt wissen, dass sie die Brut beschützen müssen und daher unauffällig daherkommen. Die Weibchen hacken unwirsch mit ruckartigen Schnabelhieben hinter sich, wenn sie kundtun, dass sie schon vergeben sind. Der Nachhüpfende und sich an ihre Krallen Heftende sollte dieses Achtungssignal akzeptieren.
Jedenfalls sind die Vogeleltern eifrig bemüht, sich um den Nestbau zu kümmern. Mal in der Lebensbaumhecke, mal im Efeu sind die stabilen Nester eingekuschelt. Zwei- bis viermal nisten Amseln ab zeitigem Frühjahr. Das Männchen versorgt dann sein Weibchen, das die 3-5 Eiern rund 14 Tage lang ausbrütet.
Offensichtlich haben die Amselpaare eine gute Aufgabenteilung. Nach der rund dreiwöchigen Nestversorgung, sehen wir hauptsächlich den Amselvater, wie er sich um die Fütterung und das Fliegenlernen der Jungen kümmert. Das Amselweibchen scheint jetzt im Mütterurlaub zu sein. Schon zum wiederholten Mal erleben wir die Aufzucht der Jungen hautnah. Sie haben es gut getroffen bei uns. Sie leben in einem Katzenabwehrgarten. Durch das engmaschige Gitter kommt keine Katze. Nun brauchen sie ihre Brut nur noch gegen die übereifrigen Gartenfreaks, wie mich, zu verteidigen.
Bei dem Flüggewerden nutzen die Jungen das Dickicht der Hecken und Sträucher zum Rückzug. Ihr geflecktes Brustgefieder am plustrigen Körper zeigt uns, dass es die Jungen sind. Regelmäßig erschrecken wir uns dann voreinander, ich in Bückhaltung zur Erstbetreuung der Jungpflanzen, das Vogeljunge vor mir, weil es vorgelebt bekommt, dass es sich reglos verhalten soll, damit es keiner entdeckt. Aufgeregt flatternd schießt der kleine Vogel aus dem Versteck. Die Amseleltern scharren dann schon mit den Krallen, um ihren Angriff zu starten.
Bis sie ihre Gesamtgröße von 25 cm bei einem Gewicht von rund 100 g erreicht haben, sind sie nur am fressen. Ihr ungezügelter Appetit lässt sie ihre Scheu vor Menschen zügeln. Wann immer ich kann, schaue ich dem Erziehungsprogramm zu.
Anfangs kommt der Amselvater nicht hinterher, in die permanent geöffneten Ladeluken kleine Insekten einzuwerfen. Nach und nach greift aber die Anleitung zum Selberpicken. Die Jungen werden animiert, auf Insektenfang zu gehen. Die Belohnung ist ein Bad in der Wassertränke. Ob das die anderen Vogelarten stört, ist ihnen egal.
Immer war ein Vogelkind dabei, dass entspannter und nesthäkchenhafter agierte als das Geschwistervogelkind: Es saß einfach seine Stunden im Futterhäuschen ab. Wenn die Spatzen im Anflug auf die Hirse der Meisenknödel waren, sollten sie gefälligst einen Bogen machen. Das Amseljunge riss den Schnabel weit auf und wollte die Spatzen verjagen. Bei den Spatzen jedoch zählte kein Welpenschutz. Ungeduldig umflatterten sie das Futterhäuschen. Die Ansage lautete: Vergreif dich nicht im Ton, du Junges!
Schade, dass die Vögel für uns keine Namensschilder tragen. Die neue Generation von Amseljungen hieß schon Hans und Franz, wurde dann aber zwecks Geschlechterspäterkennung im Sommer in Hans und Franziska umgetauft. Welches der Vogeljungen hat sich inzwischen in Garten und Umgebung niedergelassen? Vielleicht sollten wir Fußringe verteilen.