Taglilien - Gartensinn

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Taglilien
Botanisch: Hemerocallis

Die leuchtend-orange farbenen Taglilien heißen korrekt Hemerocallis und sind keine Lilien. Die Asiaten treiben im März im zarten Grün fächerförmig aus. Da denkst du noch an unaufdringliche Zeitgenossen. Zwei Monate später sorgen sie dafür, dass der Boden bedeckt ist. Sie sind Grasbaumgewächse, was sie uns bildhaft mit ihren elegant gebogenen grasgrünen Blättern mitteilen. Sie fallen anfangs wie ein Fächer auseinander und biegen sich dann bogenförmig wie ein Reifrock. Dann schenke ich ihnen eine phosphorhaltige Düngung.
Über das Blattwerk schieben sich die stabilen rund einen Meter hohen Stängel. Im Juni haben sie ihren zarten Stängeln Knospen an die Spitzen gefügt. Sind sie abgeblüht, erscheinen neue Stängel mit neuen Blüten, das geht dann durch bis Anfang Juli. Der Duft ist verhaltener als bei Lilien oder Iris.
Den Insekten wird die Nektarleckerei erleichtert. Die Staubfäden sind nach oben gebogen. Da sie neben der lilafarbenen Dreimasterblume mit ihren vielen fleischigen Stängeln stehen, kontrastieren sie im perfekten Orange. Kontrast im Blumenbeet muss an und ab sein. Allerdings will ich im Garten noch ein bis zwei andere Farben aus der Vielfalt der rund 80.000 Sorten begrüßen. Also wird die Taglilie noch Zuwachs in rot oder gelb bekommen.
Sie sind unverwüstlich, wachsen an jedem oberflächlich präparierten Standort und wuchern sich durch ihr Sommerleben. Zur Eindämmung steche ich regelmäßig, zupfe ich, verpflanze ich und reduziere ab und an enorm. Die Wucherlilien, oder besser wuchernden Hemerocallis, müssen im Zaum gehalten werden. Ich kenne sie inzwischen, ich liebe sie auch dafür, dass die grüne Blätterdichte die Feuchtigkeit im trockenen Boden hält. Erst im Herbst schneide ich das verwelkte Laub. Die zweite Düngung mit phosphorhaltigem Dünger gebe ich während der Blüte. Fertig! Bin ich nun „intelligent faul“? Der wissende Staudengärtner Karl Förster meinte, dass Taglilien, also Hemerocallis, „Blumen des intelligenten Faulen“ seien. Sei’s drum.
Sie machen mich klug: Durch sie stelle ich fest, dass es zu kalt, zu feucht, zu düster ist, denn – im Trüben und bei Regenaussicht öffnen sie sich nicht. Rund 10 Knospen bilden sie pro Stiel. Damit machen sie mich wichtig: Sie wollen jeden Tag von mir berührt werden. Indem sie das Verblühende in meine Hände legen wollen, nur um schon die nächste Blüte zu öffnen. Sie heißen so, wie sie agieren: „Hemera“, das ist der Tag, „kallos“, das ist die Schönheit. Sie sind die Schönheiten für einen Tag.

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