Hartriegel - Gartensinn

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Hartriegel
Botanisch: Cornus
Besonderheit: Vielfalt an Formen und Farben; Insektennahrung der Blüten

Drei mir bekannte Hartriegelgewächse habe ich im Garten. Eine davon ist die bereits beschriebene Kornelkirsche. Sie liefert früheste Freude im Februar, Früchte und herrlich frisch grünes Laub im Sommer. Und sie wuchert nicht. Andere gibt es aber auch.

Ich hatte da mal so eine Idee. Die Farbpalette Bunt sollte in meinem Herbstgarten um die reizvollen roten Zweige des Hartriegels erweitert werden. Wurde sie auch. Denn der Discounter um die Ecke hatte in 15 cm hohen Töpfen Samstagmittag zwei Töpfchen zu je 2 Euro mit unterschiedlichen Hartriegelsorten: eine mit orange-gelben Zweigen, Cornus sanguinea „Midwinter Fire“, und eine mit satt-roten Zweigen, den Sibirischen Hartriegel Cornus alba „Sibirica“. Wenn sie denn mal groß sein würden, hätte ich die besondere Abwechslung im Garten. Das war vor 3 Jahren.

Der rot-rindige „Sibirica“ wird erwachsen. Er ist wurzelmäßig moderat, geht aber in die Breite. Er gehört der Sorte „Sibirica“ an, die wenige Ausläufer bildet. Als Vertreter des Namenszusatzes „alba“ gleich „weiß“ trägt er die Beweislast. Die Bezeichnung stammt aus frühen Zeiten. Früher ging es primär um die Ernte, die Schönheit kam im zweiten Bedenken. Für mich in der Neuzeit stiftet der Name wieder einmal Verwirrung: Weißer Hartriegel heißt er, weil er weiße Beeren trägt, nicht aber weiße Rinde. So sind die in Dolden wachsenden Früchte also die Namensgeber. Wusste das die Kornelkirsche? Warum heißt sie dann nicht Roter Hartriegel, wenn sie rote Früchte trägt? „Sibirica“ wird also weiße Beeren tragen, was im Namen „alba Sibirica“ schon wieder doppelt gemoppelt ist, denn das weiße Sibirien ist für uns auch ohne weiße Beeren vorstellbar. So soll er denn einfach wieder austreiben, nachdem er am neuen Standort eingewachsen ist, und wir werden schon sehen. Das Foto vom schönen roten Hartriegel muss ich noch schuldig bleiben, da ich seine Entwicklung weniger im Blick hatte.

Diese handverlesene und menschengemachte Verwirrung! Da mache ich einfach mal mit: Mein Roter Hartriegel ist mein gelb-oranger Sanguiniker, der „Midwinter Fire“. Er blüht zwar mit weißen Dolden, aber er trägt tiefdunkelblaue Früchte. Auch das ist normal – so heißt es. Er ist im Herbst gelb-orange rindig, und legt im Winter noch eine Farbintensität in Richtung rot drauf. UND, eine zweite Blüte hat er mir dieses Jahr beschert. Die Früchte sind bis zum Spätherbst jedoch nicht mehr gereift. Ich hätte sie sowieso den Vögeln überlassen. Sie sind zwar Vitamin C-haltig, aber nur als Saft oder anderweitig verarbeitet für Menschen genießbar.

Hartriegel dieser Gartensorte fand ich schon am Wiesenrand, an den Autobahnen, an allen Plätzen, die heckenmäßig bestückt werden wollen. Wer sehen kann, ist im Vorteil. Was ich nicht sehen wollte, wächst mir jetzt aus dem Beet entgegen. Na gut, dann muss eben eine Wurzelsperre rein.

Der Orange-Gelbe, also „Midwinter Fire“ als Cornus sanguinea scheint seinem Namen wahrhaftig zu folgen. Sanguinisch, also lebhaft, heiter, auch erfolgssicher bedeutet sein Namenszusatz. So tobt er seinen Drang zur Ausbreitung durch das komplette Beet aus. Auf dem Etikett stand nicht, dass der Hartriegel schnellwüchsig, geschweige denn ausläuferbildend sei. Und jetzt sagt mir jeder Parkbewirtschafter, dass ich mich freuen, aber nicht immerzu rumwundern soll. Ich hab es schließlich so gewollt. Ich aber suche im Hinterkopf schon wieder nach Pflegeeltern für den orange-gelben und winterlich roten Sanguiniker. Jedoch, gemach, gemach, vorerst gehen wir sanft in den Spätherbst. Also genieße ich einfach die Herbststimmung, die der Hartriegel „Midwinter Fire“ verbreitet.

Und außerdem gibt es ja noch das Wissen der Generationen der Fachleute wäre, die mich eines Besseren belehren sollten.

Meine Leidenschaft des Kürzens und Schneidens meiner Stauden habe ich dieses Jahr bei diesem Hartriegel vernachlässigt. Und schwupps – dankte er es mir mit reichlich Blüte im Mai und Juni. Er blüht am vorjährigen Holz, anders als der Schmetterlingsflieder bzw. Buddleja. Der Nachteil des Erlebens der schönen Blüte ist das Akzeptieren des Ausbreitungsdranges. Schneide ich nicht, weil ich die Frühjahrsblüte möchte, muss ich auf die satte Farbe der Winteräste verzichten. Einjährige Äste setzen sich in farbbrillante Szene. Einjährige Zweige leuchten nach Blattfall intensiv. Es ist das Anthocyan in der Rinde. Jedoch, kein Schnitt, kein Leuchten, ab dem zweiten Jahr wird die Rinde der Äste farbloser. Aber ich hatte Blüten!

Empfohlen wird ein bodennaher Schnitt der vorjährigen bräunlichen „alten“ Triebe im Frühjahr. Das verleidet dem Strauch den ungehemmten Wurzelaustrieb. So! Also, entweder Blüte und Wurzel oder Rindenleuchten!
Ein Kompromiss hilft. Ich schneide ihn jedes zweite Jahr. Dann verleide ich ihm die Zügellosigkeit der Wurzeln und habe wechselseitig jedes zweite Jahr Blüten.
Na dann.

Angekündigt ist ein Höhenwachstum von 2,00 bis 2,50 Meter. Ja, auch gut. Ein paar Zentimeter fehlen ihm noch. Er ist schnittfest und frosthart. Auch rhododendronähnliche Bodenbedingungen, also sauren Boden, bevorzugt der Hartriegel. Ich habe auf keine Bevorzugungen geachtet, gewachsen sind beide bunt-rindigen Hartriegel.

Ausprobiert habe ich jedoch immer noch nicht alle Hartriegelsorten, die immerhin rund 55 Arten umfassen. Auf die blühenden prunkvollen Hartriegel wie Blütenhartriegel muss ich wegen Platzmangel verzichten. Auch die Sorte mit weißem Blattrand, der panaschierte Hartriegel, wird in meinem Garten keinen Eingang mehr finden. Aber vielleicht der Bodendecker, der im Juni blüht und Cornus canadensis heißt. Er ist ein Teppich-Hartriegel. Warum nicht? Einen Teppich habe ich im Garten noch keiner Pflanze ausgerollt.  

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