Montbretien
Botanisch: Crocosmia
Sie versinnbildlichen die mittlere Reife. Sie erscheinen, wenn die Bart-Iris verblüht sind, und sind am Verabschieden, wenn die Gladiolen gerade aufblühen. Zwischen Ende Juni und Mitte Juli blüht meine Sorte. Es gibt auch bis in den Herbst blühende Sorten. Es sind Schwertliliengewächse, wie die Bart-Iris und die Gladiole. Der Vorteil gegenüber Gladiolen ist ihre Überwinterungsfähigkeit. Ich lasse sie mit etwas Laub abgedeckt im Beet, es sei denn, ein neuer Blühplatz soll gefunden werden.
Inzwischen habe ich einen geübten Blick, aber am Anfang meiner Gartengestaltung konnte ich die emporwachsenden Schwertblätter der Montbretien nicht von denen der Gladiolen unterscheiden. Jetzt sehe ich, dass sie vergleichsweise höher und schmaler wachsen.
Und erst die erblühende Montbretie. Sie hat ihr ganz eigenes Charakteristikum. Sie schiebt am langen dünnen, aber stabilen Stiel meist drei Blütenähren heraus. Im geschlossenen Zustand hängen die Blütenähren leicht bogenförmig abwärts als lauschten sie, wann das Signal zum Öffnen kommt. Bei diesem Anblick denke ich, dass sie vom „Mont Paradiso“ kommt, einem erdachten Berg, wo Paradiesblumen wachsen könnten. Vielleicht Berg, vielleicht Tal, auf jeden Fall haben sie ihren Ursprung in Ost- und Südafrika und wurden von Schotten und Engländern nach Europa gebracht.
Der französische Botaniker Ernest de Montbret wird mit der deutschen Namensgebung geehrt. Er wurde in Hamburg geboren und nahm als Pflanzenforscher am Ägyptenfeldzug Napoleon Bonapartes um 1800 teil. Auch die botanische Bezeichnung ist sinnhaft. „Crocos“ steckt darin. Das wiederum bedeutet Safran. Wer auch immer damit herumexperimentierte und warum derjenige die Blüten in Wasser einweichte, ist nicht gewiss. Jedenfalls duften die getrockneten gewässerten Blüten der Crocosmia nach Safran.
Dem heutigen Exoten interessiert seine Vergangenheit wenig. Es sind Schmetterlingsblütler. Und wie exotische Schmetterlinge fliegen sie mit ausgebreiteten Flügeln in perfekter Formation ein. Sie signalisieren mit ihren leuchtend roten vielfach aufgereihten Trichterblüten afrikanische Sonnenfarbe. Ihre Rispe erblüht von unten aufwärts am doppelseitig besetzten Stiel und arbeitet sich bis an die Spitze empor. Und noch im Abgang folgt die Montbretie der Symmetrie und reiht ihre Samen immer fein gegenständig versetzt wie grüne Perlen auf dem Rispenstiel auf. Wie kunstvoll sich diese Mehrjährige in Szene setzt.
Ich kenne Montbretien seit meiner Kindheit. Sie haben nichts von ihrer Anziehungskraft verloren. Sie sind ein Hingucker, auch als einzeln in ein Beet gesetzte Zwiebeln. Sind es mehrere, und so würde ich sie nächstes Jahr legen, unterstreichen sie ihre Eleganz. Hinzu kommt, dass es gelbe und orange blühende Sorten gibt. Mein Experimentieren kann also fröhlich weiter gehen.