Zucchini
Botanisch: Cucurbita pepo subsp. pepo convar. giromontiina
Ich habe ihnen große Pflanztöpfe zur Verfügung gestellt, kleine Beete auch. Ich habe mich damit abgefunden, dass sie platzeinnehmende einjährige Blühpflanzen sind, die auch noch einhäusig sind, also entweder männliche oder weibliche Blüten bilden. Ich liebe die riesigen gelben Glockenblüten, selbst, wenn sie ihren Zweck verfehlen: Zucchinis sollen ja Früchte tragen, der Blühaspekt fällt nebenbei an. Aber naja, wenn sie nicht fruchten wollen… Selbst die Blüten bieten geduldigen Köchen neckische Spielereien.
Die Verarbeitung der Glockenblüten zum Gourmet-Häppchen ist heikel, denn sie muss umgehend erfolgen. Am Morgen blühen sie auf, am Abend sind sie schlaff. Notfalls können sie in Frischhaltefolie im Kühlschrank ein paar Stunden lagern. Beim Besuch einer Freundin füllte ich vier Blüten mit gewürztem Kartoffelpüree. Stolz verkündete ich danach meiner Kusine, was für eine achtbare Kochbegabung ich ausgelebt hätte. Der Kommentar dieser Gartenbesitzerin mit Dekadenkenntnissen im Gemüseanbau war: „Ja. Geht. Hab ich auch schon öfter gemacht.“ So! Sisyphos, der König aus der griechischen Mythologie, der die Tücken des Steinrollens in der Unterwelt meistern musste, hätte verständnisvoller reagiert.
Dieses Jahr spare ich mir den Stress: Ich lasse sie blühen. Schließlich heißt Blüte ohne Frucht ja lediglich, dass die Pflanzen durchgängig weibliche Blüten ansetzen. Und warum? Der männliche Pollen will es nicht so warm. Er verträgt die heißen Temperaturen nicht, sondern verliert dann die Befruchtungsfähigkeit. Tja, dann erfreue ich mich eben an den weiblichen Schönheiten.
Diese eine Zucchinipflanze schenkte mir die Kusine im diesjährigen Frühjahr. Es ist eine Kletterzucchini. Und sieh an, was sie alles kann! Ich gebe ihr die Eberesche zum Ranken. Ich füge einen ausgedienten Baumstamm hinzu. Schwupps, nimmt der Luftikus das Angebot an und strebt bis zu zwei Meter in die Höhe. Gut wäre der Zauberspruch der Kusine, mal so nebenbei eine Frucht zu produzieren. Tata! Eine ist es dann auch geworden!
Und warum habe ich dieses Prachtexemplar von großer Frucht verdient? Weil sie in einem Hochbeet sitzen darf. Ich lobe denn auch lautstark anerkennend den Mann, der es erschaffen hat. Nur Stündchen später bleibt das Lob im Halse stecken, weil der Mann in effizienter Weise den Wasserschlauch einmal über alles schwenkt, was grün aussieht. Die Kletterpflanze ist wasserscheu! Wie alle Kürbisse. Und diese Frucht - was Wunder - die Zucchini, ist ein Kürbis, namentlich ein „kleiner Kürbis“. Nun habe ich die Trauer, dass die weißen Flecken auf den Blättern erscheinen; im schlimmsten Fall werden sie gelb. Versprühen könnte ich Schachtelhalmbrühe, die soll gegen Mehltau helfen. Was soll man machen?
Andererseits - bekommt die Pflanze des kleinen Kürbisses nicht genug Wasser, rächt sie sich und lässt ihre Frucht bitter werden.
Egal, das eine Exemplar musste dann schließlich auch als Probe mit Exempel dienen. Klinisch achtsam schnitt ich die Frucht von der Ranke. Liebevoll nahm ich sie in die Hand. Kaum wagte ich ihr, den ästhetisch dunkelgrünen Mantel vom Leib zu ziehen. Dann aber erfüllte sie nur noch ihren Zweck: Ich schnitt sie in Appetithäppchen und versah sie mit einer Würzmischung. Zum Amselgezwitscher teilten wir uns am Abend die Frucht der gemeinsamen Arbeit, die Gärtnerin und ihr Mann.